Ein Auftrag mit vielen Tücken
Eigentlich ist Canaletto (Antonio Canal) einfach nur Maler. Im Venedig zu Beginn
des 18. Jahrhunderts. Und kein Schlechter. Wovon nicht nur seine Bühnenbilder
für das geliebte und geachtete Theater zeugen. Doch einen Fehler hat er
gemacht. In seiner Liebe zu Venedig, in seinem Bemühen, technisch immer
"lebendigere" Bilder hervorzubringen, hat er (neben vielen anderen)
auch einen Ort gemalt, der nun aktuell Schauplatz eines brutalen Verbrechens zu
sein scheint.
Eine Frauenleiche, übel zugerichtet, im Torso aufgeschlitzt, wird aus dem
Wasser gezogen. Und Canaletto soll ermitteln. Nicht nur aufgrund eines Bildes,
sondern auch, weil er Venedig in und auswendig kennt. Was die Kanäle, die
Gassen, die wichtigen Orte und die einfachen Stadtviertel angeht. Doch nicht
nur, dass er tatsächlich den ein oder anderen Hinweis findet. Er hätte sich
auch denken können, dass ein solch brutales Verbrechen auch einen Täter (oder
mehrere) hat, die ungern bekannt werden möchten und daher sich zu wehren
wissen, kommt ihnen jemand mit seinen Ermittlungen zu nah. Wobei es für
Canaletto noch interessanter und ebenso natürlich noch gefährlicher werden
wird, wenn er Zugang zum Palast und zu manchen Interna dort erhält, die
ebenfalls nicht wenige, und dazu noch Mächtige, eindeutig unter Verschluss zu
halten gedenken.
"Erinnert ihr Euch…drei Männer gemalt zu haben, die die Köpfe
zusammenstecken? Der Kleidung auf dem Bild nach scheinen es vornehme Männer zu
sein".
Womit ihm der Doge zu verstehen gibt, dass er wohl an zu vielen Stellen und zu
genau und zu lebendig zu Malen versteht. Und damit schon eine Richtung für
Canaletto im Raum schwingt, die er tunlichst auf seinen Ermittlungswegen meiden
sollte, möchte er nicht in Probleme mit den Herrschern der Stadt und ihrem
Hofstaat sich wiederfinden.
Fazit
Bildkräftig und in sehr flüssig zu lesendem Stil entfaltet Strukul seinen
neuen Kriminalroman aus dem blühenden und damals mächtigen Venedig und führt
seine Hauptperson (und damit Leser und Leserinnen) mitten hinein in die dunklen
Seiten von Wollust, Macht und Gier. Eine Szenerie, in der allerdings durchaus
kühle Rechner und rücksichtslose Männer (und Frauen) sehr gut zu verstehen
wissen, dass ihre zu schützen.
So entsteht Gefahr für den Maler auf dem Weg, die Hintergründe des Mordes ans
Licht zu bringen. Doch ob ihm das in Gänze gelingen wird? Selbst wenn für ihn
dieses Abenteuer glücklich ausgehen könnte? Denn mit dem Dogen selbst hat er
doch vermeintlich die richtige Seite gewählt, wenn es darum geht, Verschwörern
das Handwerk zu legen.
Oder nicht? Das wird sich erst ganz am Ende zeigen. Ein wenig zumindest. Eine
anregende Unterhaltung mit einem andersartigen Ermittler, die auch vom akribisch
in Szene gesetzten Lokalkolorit lebt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 25. Februar 2024 2024-02-25 15:35:17