Der 7. Oktober 2023 fügte mit dem Überfall der Hamas auf israelische Bürger
und den sich hieran anschließenden brutalen Morden, dem ohnehin belasteten
Verhältnis zwischen Israelis und Palästinensern schweren Schaden zu. Zu keiner
Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurden derart viele Juden getötet, auf
unmenschliche Art und Weise regelrecht abgeschlachtet. Dieses Ereignis
veranlasste den Autor des vorliegenden Buches, den renommierten Historiker
Michael Wolffsohn zu einer Betrachtung über den Antisemitismus über die
ursprünglichen Absichten hinausgehend.
So gibt er in seiner "Analyse- und Streit- bzw. Empörungsschrift"
(vgl. S. 87) der Leserschaft eine Vielzahl ungewohnter Argumente anhand, die
nachdankenswert im besten Sinne erscheinen. Im einführenden Abschnitt wird der
aktuelle Slogan "Nie wieder!" in ein korrigiertes Licht gerückt: Der
gut gemeinten Aussage stehen eine Reihe faktischer Gegebenheiten entgegen, die
aus besagtem "Nie wieder!" ein "Schon wieder!" werden
lassen.
Im zweiten Teil des Buches stellt Michael Wolffsohn zwei Versionen einer Rede
vor, die ein und demselben Inhalt gewidmet sind: dem Gedenken zur
Reichsprogromnacht 1938. Das ursprüngliche Redemanuskript wurde aufgrund der
Ereignisse des 7. Oktober zunächst ad acta gelegt und es entstand eine weitere
Rede, die letztendlich den Abgeordneten des Berliner Senatorenhauses vorgetragen
wurde. Das abschließende Kapitel des Buches befasst sich mit
lösungsorientierten Ansätzen: "Was tun?..."
Fazit
Aktueller kann ein Buch nicht sein! Die umfangreichen Protestaktionen, die
derzeit unter das Motto "Nie wieder ist jetzt!" gestellt werden und in
zahlreichen deutschen Städten ein Zeichen gegen Rechtsextremismus und
Antisemitismus setzen sollen und wollen, darüber (weit hinausgehend) der
bewaffnete Konflikt im Gaza, der einem Brennglas gleich zu einer
unversöhnlichen Lagerbildung führt. Das alles aber überdeckt einen
schleichenden Prozess, der Antisemitismus sukzessive wieder zu einer Art
Renaissance verhalf.
Das Buch zu lesen ist zweifelsfrei ein Gewinn. Michael Wolffsohn versteht es
gekonnt, tiefgründige Analysen in scharfzüngige Worte zu verpacken und damit
aufzurütteln. Das provoziert einen Prozess des Nachdenkens und sicherlich an
der ein oder anderen Stelle auch Widerspruch. Auf jeden Fall ergänzt das
vorliegende Werk den gesellschaftlichen Diskurs um einen wesentlichen und
wichtigen Beitrag!
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
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veröffentlicht am 21. Februar 2024 2024-02-21 19:52:26