Das Buch von Crawford hat mich sehr beeindruckt. Ich habe es kürzlich erneut
gelesen. Es handelt auf mehreren Ebenen. Auf der einen Seite ist es die
Geschichte dreier Schüler, die sich wegen als ungerecht empfundener Strafe bei
einem Lehrer rächen wollen. Auf der anderen Seite ist es die Geschichte einer
Freundschaft in der Pubertät, die in die "Brüche" geht.
Chad, Protagonist, ca. 15 Jahre alt, ist seit langer Zeit mit B.G. und Frog,
genannt Frosch, zwei Mitschülern befreundet. B.G., energiegeladen, ist
vollkommen materialistisch eingestellt und hat für die Schule nichts übrig. Er
schreibt gerne von Chad, der begabt ist, gute Aufsätze schreiben kann, ab.
Damit beginnt auch der Konflikt: der neue Englisch-Lehrer, Pattersson,
souverän, witzig, aber auch streng und scharfzüngig, erwischt B.G., wie er in
einer Klassenarbeit bei Chad abschreibt und gibt beiden ein Ungenügend. Die
Arbeit ist versaut. B.G. denkt sich daraufhin Rachepläne aus, die allerdings
schnell eskalieren. So fällt ihnen ein an den Lehrer adressierter Brief in die
Hände, aus dem indirekt hervorgeht, dass der Lehrer früher psychische Probleme
hatte. Sie versuchen ihn damit zu erpressen. Doch Pattersen geht auf die
Erpressung nicht ein. Der Konflikt eskaliert, als B.G. mit Farbspray das Wort
"Psycho[path] auf das Fensterglas der Wohnung des Lehrers schmiert. Chad, der -
eher widerwillig - in diesem Komplott mitmachte, beschließt, den entlarvenden
Brief dem Lehrer zurückzugeben - ohne seine Kameraden zu fragen. Diese rächen
sich: sie schmuggeln Chad Marihuana-Zigaretten in seinen Spind. Doch Patterson
behauptet, die Zigaretten seien von ihm, um Chad den Schulverweis zu ersparen.
Er nimmt also die Schuld auf sich und muss die Schule verlassen. Chad
entschuldigt sich ein halbes Jahr später brieflich bei Pattersson, nachdem er
von einer anderen Lehrerin seine neue Adresse herausgefunden hat. Aber B.G. und
Frog lernen nichts aus den Ereignissen, sie fühlen sich als Sieger. Doch der
wahre Sieger ist Chad, der sich weiter entwickelt hat, während B.G. und Frog
auf einer Ebene stehen geblieben waren. Dies beweist der Antwortbrief des
Lehrers, der Chad tief berührt.
Gezeigt wird der Bruch einer Jugendfreundschaft in der Pubertät aber auch, wie
Geborgenheit, Vertrauen, Wärme, ja letztlich die Kindheit selbst "verloren"
gehen kann. Sinnbild hierfür ist das "verlorene Paradies", ein englischer
Klassiker von Milton, den die Klasse als Lektüre bei Pattersson liest.
Fazit
Ein bisschen hat mich das Buch mit seinen wehmütigen Reminiszenzen an: "Der
große Meaulnes" erinnert. Es hat mich tief beeindruckt und gehört zu den
wichtigsten Jugendbüchern, die ich kenne. Die psychologische Zeichnung aller
wichtigen Personen ist meisterhaft und glaubwürdig; die Gedanken eines jeden
werden gut portraitiert.
Unbedingt lesenswert.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 03. August 2004 2004-08-03 22:46:14