Demokratie als Staats- und Regierungsform gerät in jüngster Zeit zunehmend
unter Druck. Im Zusammenhang mit dem russländischen Angriffskrieg auf sein
Nachbarland Ukraine, wurde deutlich: die bestehende Weltordnung gerät ins
Wanken. Mächtige, autoritär geführte Staaten wie Russland und China, nutzen
die politische Situation und zeigen die Schwachstellen der Demokratie auf,
gleich einem Brennglas. Dabei handelt es sich jedoch keineswegs um ein
plötzliches Erscheinungsbild, vielmehr gleichen die Krisen der Demokratie einem
schleichenden Prozess. Druck entsteht nicht alleine von Außen, sondern auch
innerhalb des politischen Systems moderner demokratischer Staaten. Sophie
Schönberger nimmt die Gesamtsituation ins Visier, legt den Finger in die Wunde
und beschäftigt sich mit der Frage: Wie funktioniert Zusammenleben in der
Demokratie?
So greift sie inhaltlich eben diesen genannten Faden auf und beleuchtet ihn
dezidiert. Nach einleitenden Anmerkungen zur Demokratie im Allgemeinen und den
"Wellen der Demokratie", kommt sie zu den Kernthemen ihres Essay. Ich
und "der Andere" - wie halten wir es miteinander aus und können in
Einklang und demokratischer Gemeinsamkeit leben? Oder, wie sie Kapitel II
benennt: Zumutungen und Versprechen der Demokratie. Ich und Ihr - Ihr und Wir -
Sie sind Parameter demokratischer Gemeinschaft. Und Schönberger zeigt auf:
Demokratie gelingt nur miteinander, jedoch mit größtmöglichen
Entfaltungsmöglichkeiten für den Einzelnen.
Fazit
Ein Buch genau zur richtigen Zeit. So würde ich das vorliegende Essay der
angesehenen Rechtswissenschaftlerin einordnen. Inhaltlich geht sie ein komplexes
Thema an: in welchem Zusammenhang steht der Einzelne in einer Demokratie in
seinem Verhältnis zur Gemeinschaft? Denn nur innerhalb eines Kollektivs, das
der Einzelne wiederum bereit ist zu akzeptieren und zudem bereit ist, sich
selbst in die Gemeinschaft einzubringen, kann Demokratie funktionieren und
gelingen. Die Autorin betreibt im vorliegenden Essay keineswegs Schönfärberei,
sondern blickt auch auf die Schwächen. Es wird sichtbar, dass die Kooperation
der (demokratischen) Bürger eine entscheidende Rolle spielt und dass es
(zunehmend) gilt, Angriffen "von Innen" Widerstand zu leisten.
Die Ausführungen der Autorin sind flüssig und gut lesbar geschrieben und
verlassen die inhaltliche Linie, den vielzitierten roten Faden, nicht. Sicher
ist es kein Buch, das man ganz nebenbei und in einem "Aufwasch" liest.
Die Ausführungen von Sophie Schönberger empfinde ich inspirierend, u.a.weil
sie ihrer Sichtweise auch konträre oder unterschiedliche Auffassungen
gegenüber stellt. Somit wäre es jammerschade, würde man in den Lesepausen
nicht den eigenen Gedanken freien Lauf lassen. Der Sinn eines Essay ist in
vorbildlicher Weise gegeben.
Bücher wie das vorliegende Werk von Sophie Schönberger sind wichtig - daher:
klare Leseempfehlung!
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
[Profil]
veröffentlicht am 07. August 2023 2023-08-07 17:43:30