Dies ist ein Erstlingsroman von der Autorin Angelika Rehse. Er erzuählte die
Geschichte eines Jungen in der Zeit von 1930 bis 1943 im damaligen Schlesien.
Als historischer Roman wird das Aufwachsen des Protagonisten in Rückblenden
erzählt.
Der Roman beginnt 2004. Helene hat erfahren, dass ihre Urgroßmutter 1942 unter
mysteriösen Umständen ums Leben gekommen ist. Sie möchte deren Tod aufklären
und den Verantwortlichen zur Rede stellen. Ihr Weg führt sie nach Norwegen zu
einem Einsiedler, in Josses Tal. Sie findet Josef und Josef ist froh, dass er
sich nach so vielen Jahren die Schuld von der Seele reden kann. Josef ist
unehelich geboren. Mit fünf Jahren ist er 1930 immer noch eine Schande. Als
seine Mutter wieder daheim bei ihren Eltern eingezogen ist, zieht der Großvater
mit allen in einen anderen Ort, um den Blicken und dem Gerede der Nachbarn zu
entgehen.
Josef geht es nicht gut bei seinem Großvater, der ihn immer wieder verprügelt,
und bei der Mutter, die ihm aus Angst vor ihren Eltern keine Liebe schenkt. Als
ihn Wilhelm eines Tages vor den Schlägen des Großvaters beschützt, ist Josef
begeistert von dem jungen Mann. Er ist ihm dankbar und er vergöttert Wilhelm.
Und er möchte, wenn er groß ist, auch solch eine braune Uniform tragen.
Wilhelm ist in der NSDAP und trägt die Uniform der SA. Wilhelm wird der Felsen,
den er in seiner Familie nicht findet. Für Wilhelm macht Josef alles. Der
aufwachsende Josef weiß nicht, dass es zu viel für Wilhelm macht und welche
Konsequenzen seine Handlungen haben können. Aber je älter er wird, umso
unwohler ist ihm bei seinen Taten. Doch davon wird er Wilhelm nichts
erzählen!
Angelika Rehse hat einen Entwicklungsroman geschrieben, der das Heranwachsen
eines jungen Menschen zur Zeit der Nazidiktatur in lebhaften Bildern und
spannenden Handlungen aufzeigt. Sie schildert dabei wie nebenbei, wie einfach es
sein kann, jungen Menschen falsches Gedankengut in die Köpfe zu pflanzen. Dabei
verheimlicht sie nicht, dass dafür nicht nur Sätze ausreichen, sondern ein
entsprechender Nährboden innerhalb der Familie und näheren Umgebung existieren
muss. Parallelen zur heutigen Gesellschaft sind unverkennbar.
Die Spannung liegt von vornherein in den Gegensätzen der Familie Josefs und in
der Figur des Gönners Wilhelm. Wilhelms Familie kann man in dieser Betrachtung
nicht so ohne weiteres einbeziehen. Als Leser wird man getrieben von dem Wunsch,
dass Josef doch endlich die Wahrheit erkennen möchte, um nicht noch tiefer in
den verbrecherischen Sumpf einzusinken. Dabei gibt es Passagen im Roman, die man
einfach nicht lesen möchte, weil sie so von Zynismus triefen, dass es einem
Schmerzen bereitet. Zu einer dramatischen Wendung kommt es, als Josef von seiner
tatsächlichen Herkunft erfährt. Von da an wird der Protagonist von Angst
getrieben und die Leser von einem neuen Tempo um den weiteren Verlauf des
Heranwachsens.
Fazit
Mir hat der Roman sehr gut gefallen und ich fand die Entwicklung des
Protagonisten nicht nur interessant, sondern durchaus spannend. Die
Rahmenhandlung im Jahre 2004 schafft einen weiteren Spannungsbogen, der das
Verhältnis der Urenkelin zum damaligen Mittäter, wie Josef sich selbst sieht,
beschreibt.
Das ist toll gemacht!
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 09. Mai 2023 2023-05-09 17:28:40