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Heinz Höhne: Der Röhm-Putsch: Hitlers Durchbruch zur Alleinherrschaft

Der Röhm-Putsch: Hitlers Durchbruch zur Alleinherrschaft

von Heinz Höhne
Verlag: Rowohlt Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Sachbuch
ISBN-13 978-3-499-33052-1

Preis: 8,27 Euro bei Amazon.de [Stand: 20. November 2024]
Heinz Höhne ist seit seinem Standardwerk über die SS "Der Orden unter dem Totenkopf" als Experte über das Dritte Reich ausgewiesen. Dort und in seinem Werk "Gebt mir vier Jahre Zeit" hat er sich auch ausführlich mit dem sogenannten Röhm-Putsch beschäftigt, der vor 70 Jahren den Durchbruch Hitlers zur Alleinherrschaft brachte.
Das Verdienst dieser sehr plastischen Darstellung ist, dass der sogenannte "Röhm-Putsch" in seiner gesamten Differenziertheit dargestellt wird. Röhm hatte sich mit seinen Plänen, Reichswehr und SA zu einer Einheit zu verschmelzen, die wichtigste Macht im Staat, die Reichswehr zum Feind gemacht. Hitler, der stets - wie Höhne korrekt schreibt - vor einer frontalen Auseinandersetzung mit der SA zurückgeschreckt war, wurde aber auch von Himmler, Heydrich und Göring gegen die SA aufgehetzt. Entscheidend aber blieben Drohungen der Reichswehr, über den greisen Reichspräsidenten von Hindenburg den Ausnahmezustand verhängen zu lassen, sollten die "revolutionären Umtriebe" der SA - so die Erinnerungen von Staatssekretär Meißner vom Präsidialamt - nicht "eingedämmt" werden. In dieser Situation hält Vizekanzler von Papen, das Aushängeschild der einflußlosen Konservativen im Kabinett, in Marburg seine berühmte Rede am 17. Juni, in der er Hitlers Willkürherrschaft vorsichtig kritisierte. Ganz offensichtlich wollten die konservativen Kreise um Edgar Jung, dem Verfasser der Papen-Rede und Papens Büroleiter im Vizekanzeramt, Fritz-Günther von Tschirsky, die Gunst der Stunde nutzen, um Hitler als Nachfolger des todkranken Reichspräsidenten von Hindenburg, der nur einen Monat nach den Ereignissen, am 2. August 1934, im Alter von 86 Jahren starb, zu verhindern und Prinz August Wilhelm von Preußen als Reichsverweser bis zur Wiederherstellung der Hohenzollern-Monarchie einzusetzen.

Hitler eilte daraufhin am 21. Juni 1934 nach Neudeck zu Hindenburg. Dort trat ihm Reichswehrminister von Blomberg mit einem Ultimatum entgegen: "Es sei dringend notwendig, den inneren Frieden des Reiches wiederherzustellen, für Radikalinskis sei im neuen Deutschland kein Platz mehr." Hitler verstand: Wollte er die Reichswehr dafür gewinnen, ihn als neuen Oberbefehlshaber und Hindenburg-Nachfolger anzuerkennen, mußte er die Rivalin der Reichswehr opfern: die SA. Dies tat er, nachdem er offensichtlich in Essen am 28. Juni erfahren hatte, dass Papen im Auftrag von Jung und Tschirsky für den 30. Juni 1934 eine Audienz bei Hindenburg bekommen sollte. Offensichtlich sollte Hindenburg durch Papen dazu bewegt werden, den Ausnahmezustand auszurufen. Um dies zu verhindern, wurde Papen kurzzeitig in Haft genommen (nach dem Röhm-Putsch dann auf freien Fuß gesetzt) und Röhm, etliche SA-Anhänger aber auch Gegner des Regimes, etwa Hitlers Vorgänger als Reichskanzler, General von Schleicher, ermordet. Die genaue Anzahl der Opfer, weit über 100, ist bis heute nicht bekannt. Nach dem sogenannten Röhm-Putsch erließ Hitler ein Gesetz, der die Morde als Staatsnotwehr für recht erklärte. Reichspräsident von Hindenburg schickte Hitler ein Glückwunschtelegramm zu dem Mord. "Der 30. Juni hinterließ einen tiefen Einschnitt in der Geschichte des Dritten Reiches. Die SA-Morde beschleunigten Hitlers Fahrt zur Alleinherrschaft." Dieses Fazit ist korrekt, wenn er diese Alleinherrschaft formal auch erst vier Wochen später, nach Hindenburgs Tod am 2. August 1934 antreten konnte. Von diesem Zeitpunkt konnte Hitler nicht mehr durch eine ihm übergeordnete Instanz, dem nicht mehr existierenden Reichspräsidenten von Hindenburg, sondern nur noch gewaltsam durch einen Putsch des mächtigsten Organs im Reich, der Reichswehr, abgesetzt werden. Allerdings war der wahre Gewinner nicht die Reichswehr, sonderndie SS, die Nachfolgeorganisation der SA unter Himmler, die sich zu einem Staat im Staate entwickelte.
Fazit
Dieses hat Höhne sehr detailliert und gut dargestellt. Obwohl bereits 1984 erschienen, ist dies bis heute eine sehr gute und dennoch leicht und spannend lesbare Darstellung des "Gangsterstückes" (Berthold Brecht). Für alle, die sich für die Geschichte des Dritten Reiches interessieren, nach wie vor ein Standardwerk.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne
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Der Orden unter dem Totenkopf: Die Geschichte der SS

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Vorgeschlagen von Bernhard Nowak [Profil]
veröffentlicht am 22. Juli 2004

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