Ein faszinierendes Ökosystem
Neben dem Streben der Menschheit nach andern Planeten, Erkundungen des Mondes,
des Mars, des Sonnensystems gibt es, und das war lange vernachlässigt, ja
durchaus noch "ungekanntes Land" auf dem Planeten Erde selbst.
"Fremde Welten", die auf Entdeckungen noch in hohem Maße harren. Die
Tiefsee, zum einen, und, nach Lektüre dieses Werkes von Meg Lowman, auch eine
"Welt über den Köpfen" in den Baumwipfeln der Erde.
Eine Welt mit einem unglaublich artenreichen Biotop und vielen faszinierenden
Entdeckungen, die dort durchaus noch möglich sind, Wie Meg Lowman als
"Baumbegeisterte" vor Augen führt, wenn Sie kleinere und größere
Bäume "besteigt" und akribisch nachschaut und wertet, was dort alles
zu finden ist.
Deren Ansatz erstaunlich naheliegend ist, aber bis dato kaum verbreitet war.
Vielleicht, weil es zu nah vor Augen lag. Statt wie selbstverständlich Bäume
und Wälder "auf Augenhöhe" zu betrachten und schon zu meinen, zu
wissen, was da Sache ist, stellt sie die "Baumwelt" auf den Kopf und
betrachtet Bäume und Wälder aller Couleur weltweit "von oben nach
unten". Baumwipfel, die sich nicht nur lauschig im Wind wiegen für den
"bodenständigen" Betrachter, sondern die ein faszinierendes und
feingliedriges Kollektiv des Lebens in sich bergen.
"Sie sind Obdach und Nahrungsgrundlage für die meisten Waldbewohner und
werfen auch für die übrigen Geschöpfe auf der Erde noch Rendite ab".
Und mehr noch, nicht trocken erzählt Lowman, sondern bunt und lebendig. Ihre
eigene Faszination ist durch die Seiten des Buches greifbar für Leser und
Leserinnen, wie sie zudem auch Tipps für eigene Erkundungen gibt (Stirnlampen,
Taschenlampen, Westen mit Unmengen von Taschen, Poncho und Oreo-Kekse und das
Nutzen aller Sinne, das sind nur einige Tipps für die Ausrüstung zum Erkunden,
die ja nicht unbedingt in jene äußerst luftigen Höhen führen müssen, die
Lowman selbst anvisiert und erreicht).
Um ihren Ansatz nachvollziehen zu könne, wie ein Mensch beim Arzt, eben den
"ganzen Organismus" zu betrachten und nicht nur ein Einzelteil, weil
es gerade bequem in Augenhöre erreichbar ist. Und so verbindet sich allmählich
bei der Lektüre auch die Biographie der Autorin selbst mit ihrem
Forschungsobjekt bis hin zur "Hochzeit im Wald". Bis hin zu
Irritationen und Rückschlägen am Beginn ihrer persönlichen Forschungsreise,
wo sie durchaus auch mal lange Zeit über ein gefundenes Ei grübelte und den
"Wald vor lauter Bäumen" vor den eigenen Augen nicht sah, bis sie
sich eingestehen musste, ein einfaches Hühnerei dort gefunden zu haben. Und
nicht das eines "Riesenalks" oder "Schreikranichs".
So ergibt sich im Gesamten zunächst eine Lebensgeschichte der Autorin, die mit
vielen Beispielen ihre Entdeckungsreise dokumentiert, ohne dass das Werk in die
Form eines Sachbuches übergleitet. Wenn aber packende, praktische Schilderungen
aus dem Pacaya-Samiria National Reserve vor Augen geführt werden und der
Amazonas-Urwald zum Leben erweckt wird, dann sind auch Leser und Leserinnen
fasziniert vom "Amazon Conservatory for Tropical Studies", den
längste "Walkaway der Welt" hoch in den Bäumen. Um eien Flora und
Fauna zu bestaunen, von der noch lange nicht alles bekannt und erforscht ist.
Fazit
Über 250 Arten der Gattung "Inga" sind inzwischen einigermaßen
bekannt, "doch von ihrer Ökologie weiß die Wissenschaft noch nicht
viel". Was aber die Lektüre deutlich vor Augen stellt, neben der flüssig
und klar geschriebenen Verbindung der Autorin selbst zu ihrem
"Lebensobjekt", ist, wie stark Bäume und Wälder für den gesamten
Planeten von überragender Bedeutung sind und wie wichtig dieses Forschungsfeld
für die Zukunft allen Lebens auf der Erde sind.
Ein faszinierendes Buch.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 23. März 2023 2023-03-23 15:55:36