Das Buch "Die Sportpalastrede 1943" von Peter Longerich erinnert an
die historisch markante Rede von Joseph Goebbels' im Sportpalast zu Berlin am
18. Februar 1943. Diese Rede schrieb Geschichte in jeglicher Hinsicht. Aber
initiierte sie tatsächlich die ihr zugrunde liegende Wende des Krieges? Zum 80.
Male jährt sich diese Rede nunmehr – ein willkommener Anlass zu einer
Analyse.
Peter Longerich, ein renommierter deutscher Historiker, der an der Royal
Holloway University London lehre, untersucht sorgfältig die politischen und
sozialen Kontexte, die zu Goebbels' Entscheidung führten, diese Rede zu halten,
und analysiert die Auswirkungen auf die Öffentlichkeit. Er zeigt auf, wie
Goebbels versuchte, das deutsche Volk zu mobilisieren und zu überzeugen, den
Krieg fortzusetzen und zu gewinnen.
In der Vorgeschichte skizziert der Autor nicht nur die militärische Wende von
den Blitzkrieg-Erfolgen der deutschen Wehrmacht bis zur Kapitulation der 6.
Armee vor Stalingrad, er zeigt auch die "Informationspolitik" unter
der Führung von Dr. Joseph Goebbels in seiner Funktion als
Reichspropagandaminister. Gekoppelt mit seiner narzisstischen Persönlichkeit
trat ein unheilvolles Maß an Selbstüberschätzung zutage, was sich nicht
zuletzt in seiner historischen Rede am 18. Februar 1943 im Berliner Sportpalast
nachvollziehen lässt.
Die vollständige Rede -ergänzt durch eine Kommentierung seitens des Autoren-
bildet den Kern des zweiten Kapitels. Abschließend stellt Longerich die
Selbsteinschätzung des Redners in Bezug auf Inhalt und Wirkung seiner Rede auf
die Öffentlichkeit, dem realen Echo in verschiedenen Perspektiven gegenüber
(internationale und nationales Presseecho, beabsichtigte versus reale Einflüsse
auf die folgenden politischen Umgestaltungen).
Fazit
Das Buch bietet eine wertvolle Einsicht in die Rhetorik des Dritten Reiches und
die Rolle von Reden bei der Beeinflussung der Öffentlichkeit. Longerich geht
dabei detailliert auf die Sprache und rhetorischen Strategien ein, die Goebbels
in seiner Rede verwendete, um die Emotionen und Vorstellungen der Zuhörer
anzusprechen. Longerich beschreibt Goebbels' Doppeldeutigkeit in der Rede, bei
der er einerseits vermeintliche Erfolge vorzeigte und andererseits Probleme und
Schwierigkeiten verschleierte. Er hebt auch hervor, wie Goebbels die Menge
ansprach und wie er durch seine Worte das Publikum begeisterte und
mobilisierte.
Wenn man überhaupt von einem "Manko" sprechen möchte, dann trifft
dies aus meiner Sicht allenfalls auf einige Passagen der Kommentierung zu. Sie
gleicht an hier und da eher einer Zusammenfassung des Redebeitrags, denn einer
wissenschaftlichen Kommentierung. Alles in allem ist das Buch klar und prägnant
geschrieben und bietet eine kluge Analyse von Goebbels' Strategie in der
Sportpalastrede. Longerichs detaillierte Untersuchung der Ereignisse, die zu
dieser Rede führten, sowie seine sorgfältige Analyse der Sprache, die Goebbels
verwendete, um das deutsche Volk zu beeinflussen, machen das Buch zu einem
wichtigen Werk für jeden, der sich für die Geschichte des Dritten Reiches
interessiert.
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
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veröffentlicht am 24. Februar 2023 2023-02-24 16:29:43