Interessantes Thema, aber ein wenig schlicht erzählt
Es war durchaus eine "Zeitenwende", in der Geschichtsschreibung
bekannt, aber nicht unbedingt publikumswirksam in der Breite vor Augen. England
ohne Monarchie. Das gab es geraume Zeit bereits vor der französischen
Revolution und begann ebenso wie diese mit einem "rollenden Kopf".
"Das Blut sickerte durch die Ritzen zwischen den Holzbohlen. Es klatschte
auf den Boden wie die schweren Regentropfen, die ein nahende Unwetter
ankündigten".
So stirbt König Charles, Karl I.. Am 30. Januar 1649, kurz nach der
Mittagszeit. In fast beleidigender Art und Weise fast ganz auf dem Bauch
liegend. Doch ein Mann sammelt bei der Hinrichtung eine ihm heilige Erinnerung.
Besorgt sich eine Liste all jener (59) Namen, die auf de, Urteil gegen den
König unterschrieben haben. Einige, wie Oliver Cromwell, sind bereits
verstorben. Andere aber erfreuen sich (noch) ihres Lebens. Und jener Richard
Nayler, ausdauernd und trickreich, kann und will und wird das nicht auf sich
beruhen lassen, und müsste er auch um die halbe, die ganze Welt reisen. Was er
tun wird mit einigen Getreuen.
Denn einige der wichtigen Häscher des Königs haben sich bis nach Amerika, in
die neuen Kolonien hin, abgesetzt. Unterstützen dort die Lösung vom
"Mutterland" und führen, wie nebenbei von Harris atmosphärisch gut
getroffen, ein in die engen "Glaubenshaltungen" vor Ort, in die
"enge Gemeinschaft" der Kolonisten, in denen bereits viele der
Haltungen aufblitzen, die auch in der Gegenwart noch in Amerika, gerade im
Bible-Belt, zu finden sind.
Es entfaltet sich eine Katz- und Maus Jagd vor historischem Hintergrund, nachdem
nach jenem "Cromwell-Intermezzo" die Monarchie in der Erblinie wieder
hergestellt worden war. Und die Zeit der Rache die Bühne betrat.
"Warum sollte es in New Haven sicherer als in Connecticut sein?" -
"Die Kolone ist unabhängig. Ihre Gründung vor zwanzig Jahren folgte nach
den strikten Prinzipien der Heiligen Schrift. Sie erkennen die Autorität des
Königs nicht an" - Doch ob das ein ausreichender Schutz ist? Man wird
sehen.
Fazit
Harris erzählt sehr ruhig. In den meisten Fällen ahnt der Leser und die
Leserin, was als nächstes folgen wird, bis auf kleinere, überraschende
Wendungen (wie ganz zum Schluss, als Nayler sich bereits im Herzen einer der
Ehefrauen eines der Verfolgten angenähert hatte). Und das in auch eher
einfacher, schlichter Sprache, so dass man hier und meint, eine Jugendroman für
Heranwachsende vor sich zu haben.
Dennoch sind die historischen Zusammenhänge, wie immer, gut recherchiert und im
jeweiligen Lokalkolorit und der dazu passenden Atmosphäre zwischen und in den
Personen bestens herausgearbeitet. So dass am eine gehaltvolle Lektüre der
damaligen Fakten im Gewand einer teils spannenden, akribischen Verfolgungsjagt
in Ruhe als Lektüre vorliegt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 11. Dezember 2022 2022-12-11 12:53:34