Es ist nicht "irgendeine" Buchneuerscheinung. Der Autor besitzt
weltweiten Bekanntheitsgrad, leider aus einem bedrückenden Grund und er selbst
würde auf diese Art des Ruhms aus verständlichen Gründen nur allzu gerne
verzichten: der Präsident der Ukraine. Wolodymyr Selenskyj präsentiert im
vorliegenden Buch eine Auswahl seiner Reden rund um die aktuelle Misere. Die
Inhalte des Buches wurden von ihm selbst autorisiert. Der Siedler-Verlag fügt
es in sein aktuelles Buchangebot und initiiert mehr als hochinteressanten und
beeindruckenden Lesestoff zu bieten: die Autorenerlöse werden an United24
weitergeleitet, eine staatliche Organisation, die Spenden für die Ukraine
sammelt.
Zum Inhalt: Das Vorwort entstammt der Feder Arkady Ostrovskys, einem in Moskau
geborenen britischen Journalisten, der über viele Jahre für "The
Economist" aus der Region Osteuropa berichtet. Diesem Vorwort folgt eine
Einleitung, verfasst von Wolodymyr Selenskyj. Hier beschreibt er, unmittelbar
zum Kern kommend, die Intentionen des vorliegenden Buches: Die Leser sollen die
Ukraine und das ukrainische Volk kennenlernen.
Dies geschieht nicht etwa in Form monologischer Betrachtungen, sondern durch
eine abwechslungsreiche Auswahl seiner Reden, die sich zeitlich von der
Antrittsrede zu Beginn seiner Präsidentschaft (2019) bis zum Tag der
Unabhängigkeit der Ukraine im August dieses Jahres spannen. Er ordnet diese
Reden 4 Kapiteln zu: Die Werte der Ukraine, ihrem Kampf um die Freiheit, dem
Bestreben um Beistand und Unterstützung (Teil III - unsere Stimme) und einem
abschließenden Blick auf die Nation.
Fazit
Ich bin beeindruckt! Und das aus mehreren Gründen. Schon das Vorwort Arkady
Ostrovskys weist den Weg in eine außergewöhnliche Lektüre: sachlich und
einfühlsam gleichermaßen; das gelingt selten. Auch von der Kunst der Rede, die
Wolodymyr Selenskyj ganz offenkundig beherrscht, war ich angetan. Eindringlich,
engagiert, pathetisch ohne stilistische Übertreibungen, diese Mischung
vermochte es, mich regelrecht zu fesseln. Reden, die mich an vielen, sehr vielen
Stellen zum Nachdenken gebracht haben. Empathisch sind die Worte Selenskyjs und
ein Weckruf zugleich. Für die westliche Staatengemeinschaft ein Signal, wachsam
zu sein, aus ihrem nach wie vor hohen Lebensstandard heraus nicht nachzulassen,
die Ukraine in ihrem Kampf um deren Selbstständigkeit und Überleben als freie
Nation zu unterstützen. Deutlich wird auch, dass mit zunehmender Dauer der
Auseinandersetzung die "Schärfe" in den Formulierungen wächst, mit
Schilderungen der Gräueltaten nicht hinter dem Berg gehalten wird. Mehr als
verständlich, wie ich meine. Keiner von uns möchte wohl tatsächlich in der
Haut des Autoren stecken.
"Wenn Sie verstehen wollen, wer wir sind und woher wir kommen, was wir
wollen und wohin wir gehen, müssen Sie zuerst mehr über uns erfahren. Dieses
Buch wird Ihnen dabei helfen." (S. 26) Und tatsächlich finde ich, gelingt
genau dies mit der vorliegenden Lektüre ausgezeichnet.
Daher: unbedingte Leseempfehlung! Und darüber hinaus hoffe ich, dieses Buch
findet zahlreiche interessierte Leser!
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
[Profil]
veröffentlicht am 09. Dezember 2022 2022-12-09 08:27:20