Im besten Sinne klassischer Kriminaloman
Es ist ein Ort, der in vielen Filmen und Büchern schon Kulisse war für
mannigfaltige Geschichten. Das englische Internat. Immer mit dem klaren Vorteil,
dass die handelnden Personen und möglichen Täter in einem eingegrenzten Gebiet
durchaus wohl zu finden sein könnten. Und selbst, wenn ein solcher von
außerhalb kommen sollte (da benimmt sich eine Mutter aber wirklich auch
merkwürdig nach dem Besuch der Ermittlerin), wäre das eine überschaubare und
Zahl von Personen.
Oder war es doch ein Versehen, dass der junge Mann seine Tabletten abends
verwechselt hat und dann nicht mehr lange am Atmen war? Nun, nicht nur der Leser
weiß es schon besser, während die Tabletten gerade ihre Wirkung zeigen, auch
die aus dem gewollten "fast -Ruhestand" geholte Jazz Hunter (nomen est
omen) hat durchaus schnell so ihre Ideen und "geht in Spur".
Was sie eigentlich nicht mehr vorhatte aus privaten Gründen, was aber wohl
nicht unbedingt eine tief verankerte Überzeugung bei ihr war, so schnell, wie
sei wieder mit ihrem vertrauten Kollegen "von früher" im Dienstwagen
sitzt. Während für den Rektor der Schule durchaus die Welt beginnt,
zusammenzubrechen. Denn Skandale können sich kostenintensive Internate nun
wirklich nicht leisten, wenn das Ziel ist, möglichst viele Eltern vom eigenen
Schulangebot zu überzeugen oder die Pleite droht.
"Wer ist der arrogante Städter, Ma'am? Drogen gibt's überall. Besonders
in Schulen, in denen die Kids das dafür nötige Kleingeld haben".
Doch so schnell lässt sich eine Jazz Hunter nicht von ihren Ergebnissen und
Intuitionen abbringen. Die im Übrigen souverän und fast locker diesen
Kriminalroman als Ermittlerin trägt. Mit Ecken und Kanten, bissig und
einfühlsam, aber auf keinen Fall brav und angepasst, es macht auch im Blick auf
ihre Persönlichkeit Freude, den Ereignissen im Buch intensiv zu folgen.
"Jazz wusste nicht, warum ihr der Mann auf die Nerven ging". Aber
besser wäre, diese unbewusste Antipathie nicht zu sehr auszureizen, wenn man
mit Jazz Hunter auskommen will. Was für David Miller im Übrigen noch nicht
gilt. Der eine ziemlich miese und berechnende Trennung von seiner Frau erleben
musste und, hier und da durch Alkoholdunstwolken immer noch nüchtern genug
bleibt, um auf flehende Nachrichten seines Sohnes im Internat zu reagieren.
Damit öffnet Riley eine zweite Perspektive, nicht so überwertig vertreten im
Buch, aber für den Leser eine gute Idee, der nun auch von anderer
"ermittelnder" Seite Hinweise immer wieder bei der Lektüre finden
wird.
Fazit
Eine Lektüre, die Riley gewohnt breit, aber nicht langatmig erzählt vorlegt.
Mit flüssigem Wortschatz, aber auch geduldiger und gründlicher Erzählweise
gelingt es leicht, den Leser mitten hinein in diese nur vordergründig
"heile Welt" "braver Schüler" hineinzuziehen. In der nicht
nur manche Mitschüler, sondern auch einige Lehrer und Angestellte des Internats
einen Eindruck machen, bei dem man doch mal genauer schauen sollte, wer da zu
welcher Zeit wo war oder gewesen sein könnte.
Aber, wie fast immer in den intelligenten Krimis von Riley, man sollte sich bis
fast zum Schluss nicht zu sicher wähnen, wer denn da hier und da den ein oder
anderen aus dem Leben befördert. Und warum. Eine klare Leseempfehlung.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 19. Juni 2022 2022-06-19 12:37:43