Strategien für die Transformation
Es ist schon ins Große gedacht, was die erfahrene "Systemikerin" Ruth
Seliger hier aus ihrer langjährigen Praxis heraus bis auf die
gesamtgesellschaftliche Ebene hin an transformatorischen Methoden und Impulsen
in ihrem neuen Werk vorlegt.
"Mich hat das Zusammenspiel von Organisationen und Gesellschaft neugierig
gemacht".
Und das zur genau rechten Zeit, kann man sagen. Denn solche
Transformationsprozesse, wie sie aktuell geballt, weitgehend unerwartet mit
weitreichenden Folgen wohl, die noch gar nicht absehbar sind, "vom Himmel
fallen", hat es in der jüngeren Geschichte der Menschheit kaum gegeben und
wenn, dann ausschließlich durch Kriege. Was auch momentan eine gewichtige Rolle
spielt, sich aber zu einer stürmischen Kulisse gemeinsam mit der Problematik
des Klimas, den Folgen der weltweiten Corona-Pandemie, der Erstarkung
nationaler, autokratischer Kräfte aufbauen. In einer Zeit zudem, in der gerade
das "systemische" von vielen Seiten sträflich vernachlässigt wird
(Eigeninteressen dominieren Wirtschaft und Politik in weiten Teilen der Welt
mehr und mehr) und eben der Zusammenhang aller gesellschaftlicher Kräfte mehr
und mehr in den Hintergrund verschoben wird. Alle aber sind am System beteiligt,
alle sind Opfer und Täter zugleich und genau dies ist der fundierte Angang, den
Seliger als Grundlage ihrer Betrachtungen setzt. Mit einer Veränderung der
Perspektive einhergehend.
"Nachdem ich als Beraterin über viele Jahrzehnte Organisationen dabei
unterstützt habe, Antworten auf gesellschaftliche Veränderungen……zu
finden, interessiert mich heute die umgekehrte Richtung: wie können
Organisationen dazu beitragen, die Gesellschaft zu verändern"? Und das
eben nicht wahllos, sondern gezielt Impulse in die Gesellschaft setzten zu
können.
Um auch die Hindernisse vorweg zu benennen und im Lauf der Darlegungen
konstruktive Auflösungen gegenüber diesen Hindernissen zu finden. Denn weder
allein die, hinreichend überall stattfindende, Analyse des
"Ist-zustandes", die allein stehend allerdings nur in massives Klagen
über die Verhältnisse führt, noch der andere Pol, eine Ballung von Visionen
einer "besseren Welt", die, für sich stehend, nur Ideale postuliert
ohne das "ist" und die Schritte und Wege zum Ideal gangbar und
praktisch zu formulieren, führen zu einer wirkliche Möglichkeit der
Veränderung. Daher ist es ein nachvollziehbares und notwendiges Ziel dieses
Werkes, die beiden Pole der Betrachtungen miteinander zu verbinden.
Hier mangelt es, nicht nur in den Augen Seligers, sondern ganz offenkundig, an
Strategien der Verbindung zwischen Analyse, idealem Ziel und den möglichen und
notwendigen Schritten vom einen zum anderen. Mit einer einfachen begrifflichen
Setzung öffnet Seliger dabei diesen Weg. Indem sie "die Gesellschaft"
nicht als ominöse Masse begreift, sondern als "Kunden einer
"systemischen Beratung und Organisationsveränderung". Und schon
können bewährte Methoden der systemischen Beratung Schritt für Schritt
zumindest auf das große Ganze hin widergespiegelt werden. Seliger setzt dabei
die "Change-Formel" voraus und legt dann die Strategieprozesse
detailliert, fundiert und praktisch anwendbar sorgsam strukturiert vor.
Fazit
Von der "Dringlichkeit" der Transformation (weitgehend unbestritten im
Raum) über die konsensuale Klärung von Visionen, das Erkennen vorhandener
Ressourcen (samt einer Methodenlehre über diesen Weg der Findung) hin zur
Frage, wie all dies dann "wirksam" in den Raum des gesellschaftlichen
ebenso gesetzt werden kann. Wobei es am ende nicht wundert, das vor allem zur
Bildung strategischer Allianzen eine qualifizierte Kommunikation und Kooperation
das A und O darstellt.
So bleibt es zu hoffen und zu wünschen, dass jener
"Starfisch-Ansatz", mit dem Seliger knapp, aber treffend mit dem Blick
"auf" die Zukunft ihre Darlegungen beendet. Eine fundierte und
wichtige Lektüre, die die Ursache von "Nicht-Lösungen" auf
gesellschaftlicher Ebene ebenso klar herausarbeitet, wie sie umsetzbare
Möglichkeiten an die Hand gibt, aus dieser "Starre" konstruktiv
herauszufinden.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 23. Mai 2022 2022-05-23 11:44:57