An Bord des Ozeandampfers "Uranus" wird die Leiche des Bordfunkers
gefunden. Da sich zum Zeitpunkt des Todes der Erste Offizier in der Kabine
befinden hat, ist für die Behörden schnell klar, dass nur er der
Tatverdächtige sein kann. Allerdings hat der Kapitän große Zweifel daran,
glaubt er doch an die Integrität seines Offiziers. So kommt Professor Dr. Dr.
Dr. Augustus van Dusen ins Spiel. Der geniale Wissenschaftler soll Licht ins
Dunkel bringen.
Mit "Die Denkmaschine" geht das Label Winterzeit mit einer eigenen
Van-Dusen-Serie an den Start. Der Fokus soll auf den Originalgeschichten von
Van-Dusen-Erfinder Jacques Futrelle liegen. Mit "Der unterbrochene
Funktelegraph" hat man eine Originalstory genommen, allerdings gleich etwas
getrickst. Mit rund 100 Hörspielminuten ist diese erste Folge durchaus üppig,
was bedeutetet, dass man den Plot der Vorlage ordentlich aufpumpen musste, um
dieses Volumen zu erreichen.
Das hat man, unter anderem, bei der Figur des Hatchinson Hatch gemacht, dem
treuen Chronisten des Professors und Reporter beim Daily New Yorker. Hier ist es
eine Frau, welche in die Rolle schlüpft. Per se sicher nicht verkehrt, um der
Reihe eine gewisse Eigenständigkeit zu verleihen, doch die Rolle an sich ist
recht schwierig angelegt. Miss Hatch ist eine vorlaute, freche Person, die dem
Professor stets und ständig über den Mund fährt. Das mag sicher witzig und
zeitgemäß sein, passt aber nicht wirklich zu der Zeit, in der die Geschichte
spielt. Hier wäre etwas mehr Zurückhaltung angebracht gewesen.
Der Fall an sich macht Spaß und bekommt durch die Figur des Mister Hatchinson
eine interessante Note. Was es mit dieser Dopplung (Mister Hatchinson, Miss
Hatch) auf sich hat, wird zum Ende gut und überraschend aufgelöst.
Was die Akustik angeht, so gibt es hier nichts zu meckern. Die Geräuschkulisse
ist hervorragend dargestellt und die Sprecher wissen zu überzeugen. Für die
Hauptrolle wurde Thomas Nero Wolff verpflichtet, der in große Fußstapfen
tritt. Friedrich W. Bauschulte in den klassischen RIAS-Folgen und Bernd
Vollbrecht in den neuen Fällen haben die Messlatte ausgesprochen hoch gehangen.
Doch Thomas Nero Wolff gelingt es, seinen Van Dusen schon in dieser ersten Folge
eine eigene Identität zu geben. Das ist richtig gut. Anne Helm macht ihr Sache
als Miss Hatch ebenfalls sehr gut, obgleich mir ihre Figur, wie ausgeführt,
hier nicht ganz so gut gefallen hat. In weiteren Rollen sind Werner Riecke,
Oliver Stritzl oder Oliver Siebeck zu hören.
Fazit
"Der unterbrochene Funktelegraph" ist ein guter Start in die
Van-Dusen-Hörspielserie "Die Denkmaschine". Lediglich die Figur der
Holly Hatch konnte mich nicht so ganz überzeugen. Ich bin gespannt, wie sich
das in den folgenden Episoden entwickelt.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 24. April 2022 2022-04-24 16:06:34