Der abenteuerlustige Millionär James Hemdon erbeutet bei einem Raubzug in der
verbotenen Stadt in Peking einen prachtvollen Spiegel, der mit Jade-Drachen
verziert ist. Er nimmt ihn mit nach New York, doch schon bei der Überfahrt,
erhält er eine Warnung. Als Hemdon spurlos verschwindet, bittet sein Diener
Martin Mr. Ward um Hilfe, ein alter Freund, der mit ihm zusammen versucht, die
Spuren zu lesen. Als James Hemdon wieder auftaucht, erzählt er eine
abenteuerliche Geschichte, doch sie scheint alles andere als erfunden zu
sein.
Abraham Merritt gilt neben Edgar Rice Burroughs und Henry Rider Haggard als
einer der einflussreichsten Autoren amerikanischer Abenteuerliteratur der
1920er- und 30er-Jahre. Zahlreiche Kurzgeschichten und Romane sind seiner Feder
entsprungen. Neben seiner Arbeit als Journalist und Immobilienmakler debütierte
er 1919 mit dem Roman "Der Mondsee". Die hier vertonte Kurzgeschichte
fand bereits 1917 den Weg an die Öffentlichkeit.
Wie viele Autoren in dieser Zeit hat auch Abraham Merritt eine Vorliebe für das
ferne China. So ist der Plot durchaus reizvoll, obwohl man heutzutage recht
schnell ahnt, in welche Richtung die Story gehen wird. Der Spiegel als Tor in
eine andere Welt, in diesem Fall in die des Zauberers Rak, ist ein Element, das
in den folgenden Jahren bis heute immer wieder für Fantasy- und SF-Geschichten
dient und daher keine großen Überraschungen bietet. Trotzdem ist der Plot
spannend und weiß zu unterhalten. Das Ende ist ungewöhnlich, da es im
eigentlichen Sinne (Vorsicht Spoiler!) kein wirkliches Happy End gibt.
Die Umsetzung als Hörspiel ist gut gelingen. Die Geräuschkulisse ist
zurückhaltend, aber durchaus präsent, wenn sie gefordert ist. Der Fokus liegt
hier bei den Sprechern. Peter Lontzek kann als James Hemdon überzeugen und auch
Claus Thull-Emden als sein Freund Mr. Ward macht einen guten Job. Jürgen
Thormann kann als Rak wieder einmal zeigen, dass er sowohl gute, als auch böse
Figuren sprechen kann. In weiteren Rollen sind Stephanie Kellner, Louis
Friedmann und Benedikt Weber zu hören.
Fazit
"Der Drachenspiegel" ist ein gut gemachtes Hörspiel, dass den Mythos
der SF- und Fantasyliteratur der 1920er Jahre aufleben lässt. Der Plot von
Abraham Merritt um ein Land hinter dem Drachenspiegel das von einem bösen
Zauberer erschaffen und beherrscht wird, ist spannend, gut in Szene gesetzt und
liefert knapp sechzig Minuten gelungene Hörspielunterhaltung.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 08. November 2021 2021-11-08 11:46:33