Seit Vanja Lithner als Leiterin der Reichsmordkommission die Nachfolge von
Torkel Höglund angetreten hat, scheint das Team noch nicht wieder
zusammengefunden zu haben. Der Kriminalpsychologe Sebastian Bergman indes hat
seine Kooperation mit der schwedischen Kriminalpolizei endgültig beendet und
arbeitet inzwischen als selbstständiger Psychotherapeut. Vanja und ihre
Kollegen werden im 7. Band der Reihe nach Karlshamn abgeordnet, um eine
Mordserie zu untersuchen. Innerhalb weniger Tage hat dort offenbar ein
Scharfschütze drei Menschen getötet, deren ungesühnte Taten Opfern und
Angehörigen keine Ruhe gelassen haben könnten. Unmotivierte
Kriminalpolizisten, untätige Justizbehörden und die aufgestaute Wut
Betroffener sind ein klassisches Thema sozialkritischer skandinavischer Krimis.
Die Mord-Serie von Karlshamn wäre zwar zügig aufzuklären, wenn sie sich als
Selbstjustiz einer Rächerfigur beweisen ließe - für einen
Hjorth/Rosenfeldt-Band wäre dieses Motiv allein allerdings zu simpel.
Die Ermittlungen der Reichsmordkommission auf Dienstreise zeigen wie unter einem
Brennglas die Probleme beim Generationswechsel im Team. Vanja fühlt sich unter
der Last der Verantwortung noch unsicher und kann nur schwer Aufgaben
delegieren. Carlos wirkt unentschlossen, ob Anstrengung im Beruf sich für ihn
überhaupt lohnt. Die berufserfahrene Ursula scheint unentbehrlicher
Brückenkopf zur abgelösten Generation von Torkel und Sebastian zu sein – und
Billy hat offenbar noch immer ein Problem mit Gewalt, das endlich in die Hände
eines Spezialisten gehörte.
Als ein vierter Mord geschieht, stellt sich die Frage, ob die
Serien-Mord-Theorie nicht nur Fassade sein könnte, die ein extrem gut
informierter Täter gezielt für die Ermittler konstruiert, um im Windschatten
völlig andere Ziele zu verfolgen. Ursulas Instinkt ist es schließlich, der
sie im entscheidenden Moment diese Fassade einreißen lässt, weil sie an der
Theorie der Ermittler eine Kleinigkeit stört, als "hätte sie einen Stein
im Schuh".
Mehrere Handlungsfäden laufen in schnellen Schnitten aufeinander zu. Neben dem
Blick auf Täter und Ermittler steht Sebastian Bergmans noch immer
untherapiertes Trauma auf der Tagesordnung, das er während des Tsunamis in
Thailand erlitt, Vanjas schwierige Rolle als berufstätige Mutter, Torkels Kampf
mit dem Alkohol – und das Problem Billy, vor dem nicht länger die Augen zu
verschließen sind.
Fazit
Hjorth & Rosenfeldt setzen auf schnelle Schnitte und einen weiteren Cliffhänger
am Ende des 7. Bandes. Sie nutzen weniger das Motiv des Generationswechsels im
Team, das sich hier angeboten hätte. Zum Verständnis der privaten Beziehungen
der Ermittler sollten die Vorgängerbände bekannt sein – und der Klappentext
sollte besser ungelesen bleiben.
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 14. Oktober 2021 2021-10-14 09:16:34