Der Krimi von Liam McIlvanney führt die Leser in das Glasgow von 1968. Freunde
und Fans von Inspector George Gently (TV-Serie) kommen hier auf ihre Kosten. Sie
lernen das Gämngstermilieu der 1960er Jahre kennen.
Ein Serienmörder treibt sich um. Er holt sich Mädchen bzw. junge Frauen aus
dem Clubs, vergewaltigt und tötet sie. Der Polizist McCormack wird geholt,
nachdem die örtlichen Behörden mehr als ein Jahr im Dunkeln tappen und keine
Ermittlungserfolge vorweisen können. Die Politik und die Medien drängen.
Parallel dazu erlebt der Leser, wie ein paar Gangster einen Einbruch planen. Der
wichtigste Mann dafür wird aus London geholt. Er kehrt für diesen Job nach
zehn Jahren in seine alte Heimatstadt zurück.
Der Kriminalroman zeichnet sich durch einen angenehmen, ruhigen und
detailreichen Schreibstil aus. Liam McIlvanney legt viel Wert auf die Details
der 1960er Jahre in Schottland. Immer wieder wird das Leben der Menschen zur
damaligen Zeit, deren Umfeld und Lebensverhältnisse eingeflochten. Als Leser
bekommt man ein Gefühl davon und hat keine Probleme damit, Parallelen zu
damaligen Fernsehserien (Die Gentlemen bitten zur Kasse) oder zu heutigen in der
damaligen Zeit spielenden (Inspector George Gently) zu finden.
Die Figuren selbst sind Liam McIlvanney eine wichtige Sache. Deshalb kriecht er
in die Köpfe der Figuren, um den Lesern deren gefühl, deren Empfinden und
Gedanken näher zu bringen. Dies treibt er dabei soweit, dass er sich nicht
scheut, eine No-Go-Regel für Romane sehr geschickt einzusetzen: Er lässt die
toten Opfer erzählen. Das geschieht in ausgewählten Zwischenkapiteln, in denen
die Opfer aus ihrer Sicht schildern, wie sie zum Opfer geworden waren.
Der Protagonist McCormack ist ein sehr stiller Ermittler, der immer wieder aufs
Neue über seine Situation und den Fall nachdenkt. Damit reiht er sich in die
Riege von Maigret und Lacroix ein.
Fazit
Den mit dem schottischen Krimipreis ausgezeichneten Roman »Ein frommer
Mörder« empfehle ich sehr gerne wegen seiner ruhigen Art und der ständig
schwirrenden Spannung bis der Täter gefasst wird. Er bietet beste Unterhaltung.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
[Profil]
veröffentlicht am 21. Juli 2021 2021-07-21 14:58:36