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John Grisham: Der Polizist

Der Polizist

von John Grisham
Verlag: Wilhelm Heyne Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-453-27315-3

Preis: 13,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 21. Dezember 2024]
Lang und sehr breit erzählt

Jake Brigance, einer der "frühen Helden" Grishams ("Die Jury") ist zurück. IN einem von den Fakten her völlig klaren Fall. Der 16 Jährige Drew erscheint den betrunkenen (und in diesem Zustand immer gewalttätigen) Polizisten Stu Kofer. Im Bett. Als der Mann 3,6 Promille im Blut hat und zuvor der Mutter Drews einen solchen Kinnhaken verpasst hat, dass Drew und seine Schwester vom Tod der Mutter ausgehen mussten. Im kleinen Städtchen Clanton ist damit für die Bevölkerung alles klar. Und Jake Brigance, dem Richter Noose den Fall aufdrückt (wobei die 1000 Dollar Honorar, die zu erwarten sind, keine große Hilfe für den Anwalt immer kurz vor der Pleite sein werden).

Aus diesen eher einfachen Grundvoraussetzungen samt drohender Todesstrafe gestaltet Grisham ein Werk von gut 650 Seiten, das mit gemächlichem Tempo und sehr breiter Erzählweise (manchmal hat man den Eindruck, Grisham selbst wusste hier und da nicht genau, warum diese oder jene Wendung, Ergänzung, Geschichte aus dem Leben einer der Figuren do dringend notwendig ist, denn so manches versandet einfach im Verlauf des Romans), die nicht immer einsichtig und klar in ihren Beiträgen für den Fortgang des Falles ist.

Menschlich zwischenmenschliches, die ständigen Geldsorgen, die Bedrohung für die eigene Familie, die verschiedenen, eher erwähnten denn ausgestalteten Verweise auf absonderliche Gesetzte, all das ergibt zwar am Ende ein umfassendes und emotional durchaus anregendes Bild für den Leser, das aber um den Preis an Tempo, Zug und Spannung. Denn durch die breite Erzählweise auch der Planung des Prozesses ergeben sich letztlich keine überraschenden Wendungen, auch beim Finale nicht.

Das zudem die Motivation eines der wichtigsten Zeugen, der sich zunächst gar nicht und dann umso konsequenter als Zeuge ins Spiel bringt, nicht näher erläutert wird und der Fall ein sehr offenes Ende haben wird (was in der Natur des Geschehens und des amerikanischen Rechtssystems begründet liegt) lässt dann am Ende auch ein stückweit unzufrieden zurück. Zu breit und zu lang erzählt, das ist die eine Seite des Romans. Detailliert, fundiert und akribisch dem Leser vor Augen gelegt, dass wiederum ist eine der Stärken Grishams, der diesen Fall von allen Seiten beleuchtet und vielfache Perspektiven auf das Geschehen eröffnet.Bis hin zum eindeutigen und klaren, leider sehr weit verbreiteten, schwarz-weiß Denken der Bewohner Clantons.

"Warum sind so viele Weiße versessen auf die Todesstrafe?" - "Wir wachsen damit auf". Mit diesem "Auge um Auge und Zahn um Zahn", den archaischen Vorstellungen der "Vorzeit".

Dass dabei noch Familienzuwachs für Jakes Familie in den Weg geleitet werden wird, ergibt eine interessante Volte, der man im Verlauf gerne folgt. Wie auch, sattsam und gut bekannt, der Stil Grishams eine sehr angenehme Leseatmosphäre hervorruft und auch manche, im Kern weniger interessante, Abschweifungen einen doch gut lesen lässt.
Fazit
So verbleibt am Ende ein fundierter Gerichtsthriller, der eher als Erzählung allerdings zu Kennzeichen ist denn als "Thriller". Aber auch wenn der "Thriller" weitgehend fehlt und nur die Anfangsphase in der Schilderung des Mordes an Stu Kofer überaus spannend im Raum verbleibt, eine anregende und angenehme Lektüre bietet Grisham durchaus mit seinem neuen Werk an.
7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne
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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 09. Juli 2021

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