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Carlos Ruiz Zafón: Der Friedhof der vergessenen Bücher

Der Friedhof der vergessenen Bücher

von Carlos Ruiz Zafón
Verlag: S. Fischer [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-10-397093-7

Preis: 6,38 Euro bei Amazon.de [Stand: 22. Dezember 2024]
Würdiger Nachlass

Auch wenn Zafon nun nicht mehr unter den Lebenden weilt, gilt weiterhin, dass die Welt der Literatur, der Bücher, der Geheimnisse, der unbestimmten Grenze zwischen dem Reich der Lebenden, der Toten und der Fantasie für ihn das Zentrum auch seines literarischen Schaffens war. Bestens ausgedrückt in der Metapher dieser Gemeinden Bibliothek tief unterhalb in der "Unterwelt" Barcelonas".

Eine Welt, vergessene Bücher, nicht mehr geläufige Gedanken, poetische Ideen und prosaische Texte, die Zafon in verschiedenen Werken immer wieder zum Mittelpunkt gesetzt hat und dabei seinen Assoziationen wortmächtig nachging. Eine Welt in sich und für sich, in welcher sich die Welt der Realität natürlich spiegelt und bricht und individuell verzahnt, der nun, nach dem Tode Zafins, aus seinem Nachlass noch ein "Nachschlag" gewährt wird. Nicht als Roman, sondern als 11 einzelne Geschichten. In denen durchaus neue Impulse auch zu finden sind, wie ebenso altbekannte Namen, wichtige Protagonisten Zafons aber ebenso noch einmal "Ihren Auftritt" haben.

"Jahrelang zogen der Fotograf und seine Tochter mit ihrem Zirkus aus schönem Schein und trügerischen Freuden durch die Städte und Dörfer des Landes".

Und ebenso wie diese beiden streift auch Zafins weiterhin ruhelos durch die Bilder der Welt, lässt einen "Teufel" sein Unwesen noch einmal treiben (Andreas Corelli) oder eben die Tochter des Fotografen mit ihrem besonderen Talent, alte Gesichter zeichnend wieder auferstehen zu lassen auch durch nicht wenige Betten gleiten. Bei Männern, "Geschäftsmännern mit viel Geld und wenig Leben". Zeilen, kleine Beobachtungen, in denen Zafon wie gewohnt prägnant Persönlichkeiten und Damit Tendenzen der gesellschaftlichen Befindlichkeit auf den Punkt zu bringen vermag.

Bis es wohl jedem so gehen wird, dass er "Frieden findet zwischen Büchern und Worten". An einem Ort, an dem die Ruhe nicht gestört wird und das Andenken unendlich weiterleben darf. Durchaus mit Pathos, aber am Ende den Leser ergreifend steht hierfür symbolisch die Beerdigungsszene des Miguel de Cervantes, "Licht unter Dichtern und Bettler unter Menschen".

Auch wenn Längen im Raum stehen, nicht jede Geschichte gleichermaßen fesselt oder emotional ergreift, Zafon kennt seine Literatur, ist in Gedanken weit gereist und hat auch an entlegenen Orten seine Erfahrungen mit den geschrieben Worten gemacht, so dass fast Seite für Seite vielfach Bücher und Gedanken mit einfließen, die einen tatsächlich gesamten Kosmos ergeben.

Geschichten, die auch die Grenze zur dezenten Horrorliteratur streifen (der Tod des Anwalts Escrutx, "blind vor Tränen und Reue", dessen Adlatus wohl heute noch hier und da mit seiner rumpelnden Kutsche durch Barcelona fahren) oder auch, als Anleihe an die moderne Thrillerlitertur, der Auftragskiller mit ganz besonderem Auftrag (der wiederum in der Thriller-Szene ein durchaus bekanntes Sujet darstellt).
Fazit
Es ist eine Lektüre mit Wehmut, ein nochmaliges Eintauchen in die besondere Sprache und den Umgang mit literarischen Werken und Traditionen, auf die der Leser in diesem letzten Werk Zafons stößt. So dass, trotz unterschiedlicher emotionaler Dichte der einzelnen Geschichten, eine schöne Lektüre. Zum "Friedhof der vergessenen Bücher) verbleibt (in der auch der Ursprung dieses Friedhofs geschildert wird).
8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne
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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 09. Juli 2021

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