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Anne Applebaum: Die Verlockung des Autoritären

Die Verlockung des Autoritären

von Anne Applebaum
Verlag: Siedler Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Politik
ISBN-13 978-3-8275-0143-1

Preis: 89,99 Euro bei Amazon.de [Stand: 25. Dezember 2024]
Das Thema ist (leider) brandaktuell. Die freiheitliche Staatenwelt gerät zunehmend ins Schlingern. Immer mehr Menschen sind enttäuscht, unzufrieden, übersättigt - wie auch immer: es wird zunehmend eng für die traditionelle (westliche) Demokratie. Da kommt das Buch einer renommierten und erfahrenen Pulitzer-Preisträgerin gerade recht. Sie setzt sich zur Aufgabe den Leser Einblicke in die Hintergründe zu gewähren, warum die "Antidemokraten" zunehmend an Zustimmung erfahren.

Inhaltlich stellt Applebaum eine Silvesterparty im Jahre 1999 an den Beginn des Buches. Ihr Mann, Radek Sikorski (ehemaliger polnischer Außenminister) und sie, laden eine bunte Mischung Verwandter, Bekannter und Freunde ein. Eine globale Runde, die gemeinsam unbeschwert feiert. 20 Jahre später ist nicht nur die Silvesterparty Geschichte, auch viele Freundschaften sind zu Bruch gegangen. Gescheitert an wachsender politischer Spaltung. "Pro-Demokraten" auf der einen und "Antidemokraten" auf der anderen Seite. Miteinander ins Gespräch zu kommen, wird zunehmend schwieriger.

Den Weg dorthin und warum darin eine Gefahr für den Fortbestand der freien Welt stecken kann, beschreibt Anne Applebaum in den folgenden Kapiteln des Buches. Ihre Profession als erfahrene und international geachtete Journalistin kommen ihr dabei ebenso zugute, wie die weitläufigen Kontakte ihres Mannes als ehemaliger Außenminister Polens. So beschreibt sie beunruhigende Entwicklungen: in Polen, in Ungarn, auch in Westeuropa, selbst wenn dort die liberalen Kräfte noch das Sagen haben. Auch die politischen Entwicklungen in Großbritannien und den USA spielen selbstverständlich eine Roll. Nahezu überall findet sich das gleiche Muster: die Gesellschaft leidet unter einer zunehmenden Polarisierung demokratiefreundlicher und antidemokratischer (autoritativer) Strömungen. Anhand persönlicher "Schicksale" kann der Leser diesen Weg mit verfolgen.
Fazit
Keine Frage: die berufliche Erfahrung und die vielfältigen Kontakte rund um den Erdball bilden eine sehr gute Grundlage für fundierte Beschreibungen aktueller Entwicklungen. Eine zunehmende Entfremdung in Bezug auf liberale Weltoffenheit, hin zum "starken Staat". Vertreter der autoritären Richtung betreiben quasi eine Art "Pipi-Langstrumpf-Politik":...ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt. Wortgewaltig und nach außen stets auf die Trennung zwischen Gut und Böse, "Wir" gegen "die Anderen", gerichtet. Wie schon erwähnt, alles anhand trefflicher Schilderungen und Interpretationen, sowie beispielhaft an Biografien früherer Freunde gut und interessant lesbar beschrieben.

Dennoch: personenunabhängige und systematische Analysen sind inhaltlich schwach vertreten. Und offengestanden, hätte ich mir von einer erfahrenen Journalistin und Pulitzer-Preisträgerin genau diese inhaltliche Tiefe nicht nur gewünscht, sondern hatte sie vorausgesetzt.
6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne
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Vorgeschlagen von Dietmar Langusch [Profil]
veröffentlicht am 11. April 2021

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