Spannende und frische Umsetzung
Das Motiv dieses Thrillers ist natürlich nicht neu. Es geht um den Kampf des
"Guten" gegen das "Böse" mit dem Anteil an übersinnlichen
Kräften, für welche die Autoren jeder fürs ich und nun gemeinsam auch stehen.
Ebenfalls ist das Thema "Besessenheit" nicht neu. Aber spannend
verfasst, sprachlich flüssig und differenziert, so liest sich der Auftakt zu
einer neuen Reihe der beiden Autoren gemeinsam durchaus.
Wenn Verbrechen geschehen, die einem Schauder über den Rücken jagen, aber eben
nicht von en Personen zu verantworten wären, die diese Verbrechen begangen
haben oder begehen. Das würde man allgemein sehr gut verstehen, würde die
Allgemeinheit in den Thrillern genau wissen, was vorgeht und, noch wichtiger,
dass dann auch glauben können. Was für Earl Solomon in der Vergangenheit des
Thrillers nicht schwer gewesen sein mag, denn er hat zum einen ein Verbrechen
erlebt, bei dem er die Schuld des vermeintlichen Täters man sich schon kaum
begriffen hätte. Und im Nachgang nicht nur ein Glaubender werden wird, sondern
quasi ein Wissender. Was auch nicht soviel nutzt erstmal.
Und ähnlich ergeht es der FBI Agentin Odessa Hardwicke Jahrzehnte später. Denn
dass diese ihren Partner erschießen muss, um dessen mögliches anstehendes
Verbrechen zu verhindern, das geht ihr ebenso wenig in den Kopf hinein, wie
diese Andeutung eines "Schattens" am Tatort. Ereignisse, die allseits
Folgen haben. Die sich zunächst gegen die Ermittler selbst richten. Denn deren
Handeln ist einem "normalen" Menschen nicht erklärlich. Es benötigt
also andere Verbündete, um jenen "Schatten" auf die Spur zu kommen.
Verbündete, die Odessa in der Gegenwart finden wird. Aber mit denen sie nicht
ohne Reibung zusammenarbeiten wird. Was vielleicht an ihr liegt, denn Reibung
verursachen durch ihre "natürliche Art", das kann sie auf jeden Fall
gut (selbst beim Leser).
"Also bin ich tatsächlich die siebte Tochter einen siebten
Tochter"?
Was ihrer Mutter als normal und wenig wichtig erscheint, wird durch die Hinweise
eines ominösen Helfers namens Hugo Blackwood mehr und mehr zu einem
verzweigten Netz an Hinweisen und Fakten, in dessen Fäden sich Odessa mehr und
mehr selbst verstrickt. Denn eine Reine Zuschauerin ist die Agentin nicht, ihre
eigene Lebensgeschichte ergibt noch andere Zugänge zu den merkwürdigen
Verbrechen oder geplanten Verbrechen, als es auf deine Raten Blick der Fall
gewesen zu sein schien. Wobei Odessa dabei weniger als volle, totgehe und
souveräne FBI Agentin von den beiden Autoren entfaltet wird, als vor allem als
ein Mensch mit Ecken und Kanten, mit nervösen Handlungen und der Neigung, mit
ihrer Art Freund und Feind auch durchaus zu nerven.
Was eine zunächst irritierende, dann sich aber als geschickt erweisende
Gestaltung erweist, denn der Leser bleibt so ein wenig in emotionaler Distanz
zur Protagonistin und kann den Ereignissen daher umfassend folgen, ohne zu sehr
der Agentin die Daumen zu drücken. Denn dass sich mehr und mehr eine ganze Welt
voller schwarzer Magie, Rituale und lange Zeit kaum greifbarer Dämonen vor den
Augen des Lesers entfaltet, das ist von Beginn an zu ahnen und findet isch
spannend und temporeich umgesetzt bis zum Ende dieses ersten Bandes der neuen
Reihe der beiden Autoren.
"Yoan Martina machte alles in Haus zu Kleinholz, bist er völlig erschöpft
auf ein Sofakissen sank, dass er vorher mit einem Messer aufgeschlitzt
hatte".
Warum das aber so ist, was dahinter steckt an "böser Macht" und was
diese bezwecken könnte als eine Art "größerer Plan", das ergibt
sich erst langsam im Lauf der Geschichte. Sicher müssen dabei diverse
Perspektivenwechsel aus zwei anderen Zeitebenen der Vergangenheit auch immer mit
eingebaut werden, was hier und a den Lesefluss der Hauptgeschichte stört (und
er Leser irgendwann geneigt sein könnte, schnell weiterzublättern, bis der
primäre rote Faden wieder im Blick ist. Was man aber vermieden sollte, denn
auch die anderen beiden Perspektiven beinhalten Informationen, die für das
Gesamtbild wichtig sind. Bis dahin, dass Odessa selbst Erfahrungen damit machen
wird, wie es ist, wenn "der Schatten über einen kommt".
Fazit
Ein wenig aufhaltend also hier und da im Fluss der Geschichte, ansonsten aber
schnell erzählt und nicht übermäßig lang, spannend und in sich schlüssig,
bedauert man am Ende doch, so schnell ins Finale "gestolpert" zu sein.
Trotz mancher Stellen, die durchaus eine Vertiefung und Ausweitung gut vertragen
hätten, ohne zu langweilen, eine am Ende anregende Lektüre, die Lust auf die
noch folgenden Teile macht. Gerade wenn klar wird, dass es manche
"Schatten" auch nicht leicht haben (bei aller Bösartigkeit vom Wesen
her).
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 26. März 2021 2021-03-26 14:18:05