Dieser Roman des irischen Schriftstellers John Boyne ist tatsächlich eine wahre
Lügengeschichte. NEIN das ist sie natürlich nicht. Sie beschreibt das
abgrundtiefe Innenleben eines Autors. Wer etwas über die Psyche von Autoren
beiderlei Geschlechts erfahren möchte, der wird mit diesem Roman sehr zufrieden
sein.
John Boyne zeichnet in diesem Roman das Porträt eines extrem skrupellosen
Menschen, der als Autor seinem Ziel, ein berühmter Schriftsteller zu werden,
alles andere unterordnet. Erschreckend sind die Methoden, die er für das
Erklimmen seiner Karriereleiter wählt. Und erschreckend sind die Sätze und
Argumente, mit denen er seine Taten zu entschuldigen versucht.
Die Hauptfigur dieses Romans von John Boyne ist Maurice Swift, dessen Name auf
dem Cover des Buches ebenso genannt wird. Als Protagonisten würde ich ihn nicht
bezeichnen wollen. Der Geschichte beginnt damit, dass er als Kellner in einem
Westberliner Restaurant im Jahre 1988 den Juden Erich Ackermann kennenlernt.
Ackermann ist ein mehr oder weniger bekannter Schriftsteller, der sich zu diesem
Zeitpunkt auf Lesereise befindet. Ackermann erzählt seinem jungen Freund seine
Geschichte, die vor der Kristallnacht begann.
Zunächst hat mir der Aufbau des Romans gefallen. Er ist in drei Teile mit zwei
Zwischenstücken untergliedert. Das ergibt fünf fast unabhängige, jedenfalls
eigenständige, Geschichten. Beim Ende des ersten Teils, der vor dem Fall der
Mauer spielt, war ich zum ersten Mal geschockt. Das darauffolgende Zwischenspiel
handelte dann an einem ganz anderen Ort zu einer ganz anderen Zeit und mit ganz
anderen Figuren. Bis schließlich wieder Maurice Swift ins Rampenlicht
rückt.
Jeder der fünf Teile wird aus einer anderen Perspektive erzählt. Dadurch wird
der Eindruck noch verstärkt, dass der eine Teil nichts mit dem anderen zu tun
hat. Aber Leser sollten sich davon nicht in die Irre führen lassen.
Schließlich dreht sich alles um die Hauptfigur, egal, wer dessen Geschichte
erzählt.
Fazit
John Boyne hat mich mitgenommen auf eine faszinierende Reise, um einen Autor
kennenzulernen, der skrupelloser nicht sein kann. Er war mir nie sympathisch,
aber stets wollte ich wissen, wie seine Geschichte ausgeht. Und als das Ende
erreicht war, hätte sich mir erneut der Magen umdrehen können.
»Die Geschichte eines Lügners« von John Boyne ist einfach Spitzenklasse! Sie
hat mich stark an den Roman »
Die Wahrheit über den Fall Harry
Quebert« von
Joel
Dicker erninnert.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
[Profil]
veröffentlicht am 20. Januar 2021 2021-01-20 09:16:23