James Moriarty befindet sich auf einer Fähre über den Ärmelkanal. Um mehr
über ihn herauszufinden setzt Mycroft Holmes Inspector Stafford auf den Mann
an. Aber auch eine andere Kraft will alles, über diesen ominösen Gegenspieler
herausfinden. Dracula beauftragt Theodora Sachs, sämtliche Informationen zu
sammeln, die sie über Moriarty bekommen kann. Und tatsächlich gelingt es ihr,
James Moriarty auf der Überfahrt in ein Gespräch zu verwechseln. Ein
Gespräch, in dem er erstmals seine Maske fallen lässt und über seine
Vergangenheit erzählt.
Nachdem mich der groß angekündigte Auftakt der neuen Serie
"Moriarty" nicht komplett überzeugen konnte, war ich gespannt, ob die
zweite Folge jetzt die Erwartungen erfüllen konnte. Ja, konnte sie!
Marc Freund hat den Plot von "Die Wiege des Verbrechens" äußerst
geschickt aufgebaut. In erster Linie geht es in dieser Folge um die
Jugendgeschichte von Moriarty und um die Antwort auf die Frage, wie Moriarty
wurde, was er ist. So lernen wir seinen gewalttätigen Vater Milton kennen und
müssen erleben, was dieser seiner Familie immer wieder antut. Das ist sehr
geschickt aufgebaut und zeichnet ein Bild, welches der Figur des James Moriarty
neue Facetten gibt.
Schön ist vor allem, dass sich jetzt die Eigenständigkeit abzeichnet, die man
bei der ersten Folge vermisst hat. Während "Das Rätsel der Marie
Celeste" der zweite Teil eines Doppelteilers war und gefühlt nocg zur
Serie "Sherlock Holmes & Co." gehörte, ist das die Episode, die man
sich eigentlich als Serienstart gewünscht hätte. Egal, wichtig finde ich, dass
die Reihe scheinbar die Kurve bekommen hat. Und die nächste Folge wird am Ende
auch schon eingeleitet.
Akustisch kann der Hörer hier aus dem vollen schöpfen. Die hervorragende
Geräuschkulisse versetzt den Hörer auf die Kanalfähre. Obwohl man Nebel nicht
hören kann, ist die Klangwirkung so, dass man neben den Figuren an der Reling
steht und die Atmosphäre wahrnimmt. Das liegt sicher auch an den exzellenten
Sprechern. Da ist an erster Stelle natürlich Andreas Fröhlich als James
Moriarty, der in dieser Folge endlich den Hauptpart einnimmt und alles in die
Waagschale wirft, was sein Können als langjähriger Hörspielsprecher hergibt.
Da es Überschneidungen zu den anderen Serien im Maritimkosmos gibt, agieren
Gabriele Pietermann und Reent Reins als Theodora Sachs und Mycroft Holmes
gewohnt gut. Auch der kurze Auftritt von Torsten Michaelis als Dracula ist
wieder ein Genuss. Ebenso sind die eigentlichen Episodensprecher ganz große
Klasse. Tobias Kluckert und Anke Reitzenstein brillieren als Moriartys Eltern
Milton und Cassandra. Zudem sind mit Till Hagen, Wolfgang Bahro oder Sarah Alles
weitere tolle Sprecher am Start.
Fazit
Wer von der Auftaktfolge von "Moriarty" enttäuscht gewesen ist, muss
dieser Folge eine Chance geben. "Die Wiege des Verbrechens" ist der
eigentliche Auftakt zu dieser neuen Serie und ja, jetzt sind die
Vorschusslorbeeren und die großen Ankündigungen, die es im Vorfeld der Reihe
gab, absolut gerechtfertigt.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 14. Dezember 2020 2020-12-14 19:49:55