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Karl May: Winnetou III

Winnetou III

von Karl May (Biografie)
Verlag: Karl-May-Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Jugendroman
ISBN-13 978-3-7802-0009-9

Preis: 29,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 03. Dezember 2024]
Winnetou III gehört bis heute zu den beeindruckendsten Büchern, die ich gelesen habe. Er bildet den Abschluss der bekannten Trilogie und Winnetou dürfte bis heute in Deutschland am meisten dazu beigetragen haben, das Schicksal der Indianer zur Kenntnis zu nehmen und Sympathie für dieses Volk, welches in vielen Jahrhunderten verfolgt und vernichtet wurde, zu wecken.
Entstanden ist dieser dritte Winnetou-Band ähnlich wie der zweite. May griff auf ältere Erzählungen zurück, die er in Zeitschriften veröffentlicht hatte und fügte ein Schlußkapitel hinzu. Der erste Teil, die Abenteuer um Sans-Ear, gehen auf die Erzählung Deadly Dust zurück, der zweite Teil, Winnetous Tod, auf die Erzählung Ave Maria. Verglichen mit Winnetou II betreffen die Veränderungen nur Kleinigkeiten. Das ursprüngliche Nachwort wurde durch ein anderes ersetzt, um die Kontinuität zum symbolischen Spätwerk zu wahren und dem gesamten Zyklus "einen Guß" zu geben.

Die ersten Kapitel schildern die Jagd nach einer Verbrecherbande, die auch in den Liano Estacado führt. Natürlich gelingt es Old Shatterhand, dem omnipotenten Helden, nicht nur sich und seinen Begleiter, den Westman Sans-Ear, vor dem Verschmachten im Liano zu retten, sondern auch, die Verbrecherbande Dingfest zu machen. Hauptschurken in diesem Teil der Erzählung sind Fred und Patrik Morgan, Vater und Sohn, die schwere Verbrechen an Sans-Ear und dem Juweilier Bernhard Marshal verübt haben. Winnetou selber ist in diesem Teil noch nicht der "Edelindianer" der späteren Romane. So erschießt er einen Verbrecher hinterrücks und nimmt auch einem seiner Feinde einen Skalp. Allerdings zeigen diese Episoden auch einen natürlichen, realistischen Winnetou und nicht so sehr die abgehobene, ja fast heilige Messias-ähnliche Indianergestalt, zu der er durch den späten May gemacht wird.

Im zweiten Teil der Ereignisse, die im Jahre 1874 spielen, verfolgt Old Shatterhand mit dem Westmann Fred Walker, einem Detektiv, eine Verbrecherbande, die einen Eisenbahnzug überfallen hat. Doch die Ereignisse enden tragisch. Zwar werden die Verbrecher zunächst überlistet und ein weiterer Überfall der Verbrecher misslingt. Doch diese überfallen eine Siedlung ausgewanderter Deutscher, Helldorf-Settlement und verschleppen deren Bewohner. Zwar gelingt es Old Shatterhand und seinen Begleitern, zu denen auch Winnetou gestoßen ist, die Bewohner zu befreien. Dabei kommt Winnetou allerdings ums Leben.

Die weiteren Ereignisse schließen unmittelbar an die Geschehnisse in Winnetou I an. Old Shatterhand reitet zum Grabmahl Intschu Tschunas, um Winnetous Testament zu suchen und dessen letzten Willen zu erfüllen. Dabei stößt er überraschend auf Santer und die Kiowas miti ihrem immer noch rachsüchtigen Häuptling Tangua. Old Shatterhand gerät in die Gefangenschaft Tanguas, Santer raubt zunächst das Testament des Apatschen. Doch Santer bringt das Testament kein Glück. Er missversteht Formulierungen dieses Testaments. Dieses soll zu Goldvorräten führen, die für die Siedler in Helldorf-Settlement bestimmt sind. Winnetou hat zum Schutz des Goldes eine Sicherung eingebaut, die Old Shatterhand nicht entgangen wäre, aber jeden Uneingeweihten den Tod bringt. Anstatt das vermutete Gold zu bergen, löst Santer eine Explosion aus und stürzt mit Felsbrocken in die Tiefe.

Im Vergleich zu Winnetou II hat Karl May bei der Zusammenstellung der Zeitschriftentexte eine glücklichere Hand gehabt, wie Helmut Schmiedt, Karl-May-Biograph, zu recht im "Karl-May-Handbuch" bemerkt hat.

Insbesondere die Todesszene Winnetous dürfte allgemein bekannt sein und die plastische Zeichnung der Charaktere ist ebenso kennzeichnend für diese Trilogie wie die Spannung, die Karl May wie kaum ein zweiter aufzubauen versteht.

Natürlich gibt es aus heutiger Sicht durchaus kritisch zu sehende Heldenbezüge; die Omnipotenz von Winnetou und Shatterhand wirkt bisweilen sehr penetrant, ist jedoch meines Erachtens durchaus autobiographisch zu verstehen. Winnetou war Karl-Mays Wunschbruder, Old-Shatterhand wohl sein "Über"-Ich, sein Wunsch- und Vorbild.

Auch die Landschaftsbeschreibungen sind eindrucksvoll. Am meisten berührt mich immer wieder die Sympathie und das Verständnis für die Indianer als untergehende Rasse. Hier steht May deutlich in Tradition etwa zu Gabriel Ferrys "Waldläufer", den er ja selber bearbeitet hat. Gerade die erste Erzählung "Deadly Dust" und das hier anklingende Motiv, dass Gier nach Gold und Besitz ins Verderben stürzt, ist ohne den "Waldläufer" nicht zu erklären. Es ist wohl diese Mischung aus Spannung, Abenteuer aber auch philosophischen Reflexionen, die Karl May heute noch lesenswert machen.
Fazit
Ein beeindruckendes Buch - auch heute noch.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne
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Vorgeschlagen von Bernhard Nowak [Profil]
veröffentlicht am 17. Juni 2004

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