Wolfgang Kubicki darf man, ganz ohne zu übertreiben, als Urgestein im Amt des
Abgeordneten bezeichnen. Bundestagsvizepräsident, Bundestagsabgeordneter,
Landtagsabgeordneter und stellvertretender Vorsitzender der FDP. Wenn er sich zu
Wort meldet, wird es munter. Was hat er zum Thema Meinungsfreiheit zu sagen?
Sein Buch betitelt er "MeinungsUNfreiheit". Typisch Liberaler, lauert
hinter jeder Tür ein Scharfwächter der Demokratie und seines verbrieften
Rechts der Meinungsfreiheit?
Kubicki führt den Leser inhaltlich durch verschiedene Dimensionen der
Meinungsfreiheit. Einem der wesentlichen Rechte, die unsere Verfassung
garantiert. Zunächst beschäftigt er sich mit der rechtlichen Dimension: darf
man immer und überall sagen, was man denkt - oder: wo sind die Grenzen? Was ist
zulässig und was unzulässig, oder zumindest unanständig? Insbesondere in
diesem Abschnitt verrät und beweist der Autor seine Profession als Jurist.
Danach widmet er sich ausführlich und geradezu genüsslich der Arbeit der
Medien. Auch hier gilt unbestritten: Pressefreiheit ist eines der höchsten
Güter unserer Demokratie, auch das garantiert das Grundgesetz. Wie die
Medienvertreter der klassischen Medien ihre Freiheit nutzen und gebrauchen, die
Rolle der neuen insbesondere der sozialen Medien - dies bespricht Kubicki
präzise, kritisch und scharfzüngig im zweiten Abschnitt des vorliegenden
Werks.
Die gesellschaftliche Dimension und das links-rechts "Gefälle" werden
im dritten Kapitel dargestellt. Angriffe auf die Meinungsfreiheit, gleich aus
welcher politischen Richtung und der Missbrauch der Moral stellen den Kern
dieses Buchabschnitts dar. Eine abschließende Betrachtung zur Verletzlichkeit
der Meinungsfreiheit und die Debattenkultur in der politischen Arena runden das
Buch des erfahrenen Parlamentariers ab.
Fazit
Wer Wolfgang Kubicki bei seiner Tätigkeit als Parlamentarier kennt, wer ihn in
Interviews und als Diskutant in Talkshows erlebt hat, wird nicht enttäuscht!
Mit einer gelungenen und beachtlichen Mischung aus Humor, Ironie,
Scharfzüngigkeit und klarem Bekenntnis zu den Werten unseres Grundgesetzes,
wird es dem Leser zu keiner Zeit langweilig.
Ja, der Autor ist erfahren in seinem Metier und das führt an der ein oder
anderen Stelle auch zu einer gewissen Erteilung von Lektionen über die
"richtige" Sichtweise. Denn er weiß ja wie man's macht und wie es
funktioniert. Sein klares Bekenntnis zu den Grundfesten unserer Demokratie
lassen diese Nuance aber eher charmant erscheinen. Und mehr noch: Die
Provokation zur eigenen Positionierung (der Leserschaft) gelingt - und genau so
soll es ja sein!
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
[Profil]
veröffentlicht am 05. November 2020 2020-11-05 07:45:42