Sherlock Holmes und Dr. Watson wohnen einer Beerdigung bei. Unter den
Trauergästen befindet sich auch James Moriarty. Wie der große Meisterdetektiv
hat auch er ein besonderes Interesse an den Trauergästen. Speziell an vier
Männern, die scheinbar ein dunkles Geheimnis teilen. Moriarty beginnt, Fäden
zu spinnen und im Hintergrund zu agieren, um dem Geheimnis auf die Spur zu
kommen. Gleiches gilt natürlich für seinen Widersacher Holmes. In einem alten
Landhaus kreuzen sich ihre Wege, wo sowohl Holmes als auch Moriarty versuchen
wollen, die Wahrheit ans Licht zu bringen.
Mit "Das Rätsel der Marie Celesete" liegt nunmehr die Auftaktfolge
der neuen Maritim-Hörspielserie "Moriarty" vor, deren Vorgeschichte
in "Perlen des Todes", der 55. Folge der Serie "Sherlock Holmes &
Co." erzählt wurde. Ich gebe zu, dass ich sehr gespannt auf diesen Auftakt
war, denn mit James Moriarty soll hier eine der interessantesten Figuren aus dem
Holmes-Kosmos als Hauptfigur agieren. Vor allem die Frage, wie man Moriarty als
Protagonisten einer eigenen Serie aufbauen und darstellen will, hat mich
interessiert.
Nach dieser Folge bin ich ein wenig ratlos und noch nicht ganz sicher, was ich
davon halten soll. Der Plot von Marc Freund ist gut durchdacht, spannend und
kann sogar mit einer überraschenden Auflösung aufwarten, auch wenn es ein paar
Ungereimtheiten gibt (z.B.: Warum war die Marie Celeste ein Geisterschiff, wenn
man doch nur den Kapitän ausgesetzt hat?).
Für mich deutlich schwerer wiegt jedoch die Antwort auf die Frage, ob das
wirklich ein James-Moriarty-Hörspiel ist. Ehrlich gesagt nein, und das ist der
Punkt, der mich enttäuscht hat. Im Prinzip ist "Das Rätsel der Marie
Celeste" eine klassische Sherlock-Holmes-Folge, in der dieser es mit seinem
alten Widersacher zu tun bekommt. Ich habe zumindest in dieser Folge nichts
bemerkt, was es rechtfertigt, dass hier eine eigene Serie, noch dazu unter dem
Namen von James Moriarty entstanden ist. Diese Folge hätte auch ganz bequem im
Rahmen der Sherlock Holmes & Co.-Reihe erscheinen können. Natürlich will ich
nach einer Folge nicht soweit gehen und behaupten, dass man dies nur getan hat,
um den Namen des Moriarty-Sprechers Andreas Fröhlich besser vermarkten zu
können, doch ich bin jetzt wirklich gespannt, wie sich das in den nächsten
Folgen entwickeln wird. Für mich lag und liegt immer noch der Reiz einer
solchen Serie darin, eine andere Seite von Moriarty zu zeigen. Das ist meines
Erachtens hier nicht gelungen. Bei Irene Adler hat man das geschafft. Auch da
war das Prequel in der Sherlock-Holmes & Co.-Serie zu hören, nur dass dieser
dann in der Auftaktfolge von Irene Adler, sowie in den weiteren Folgen, keine
Rolle mehr gespielt hat. Und genau das erhoffe ich mir von "Moriarty".
Akustisch gibt es nichts auszusetzen. Soundtrack und Geräuschkulisse sind
klasse und Andreas Fröhlich ist die absolut richtige Besetzung für James
Moriarty. Langsam aber sicher gewöhne ich mich an Charles Rettinghaus als
Sherlock Holmes, auch wenn ich hoffe, ihn in den kommenden Moriarty-Folgen aus
den eben genannten Gründen nicht so oft zu hören. Mit Stefan Krause, Joachim
Tennstedt oder einer wunderbaren Liane Rudolph als Dora Ginter sind auch die
weiteren Rollen dieses Hörspiels sehr gut besetzt.
Fazit
Der Auftakt von "Moriarty" war nicht das, was ich mir erhofft habe.
"Das Rätsel der Marie Celesete" ist ein wirklich gutes Hörspiel, nur
ist es ein klassischer Sherlock-Holmes-Fall. Ich bin sehr gespannt, ob sich das
ändert, denn in dieser Konstellation hätte man keine neue Serie erschaffen
müssen. Mal schauen, wohin der Cliffhanger dieser Episode führen wird.
Vorgeschlagen von Michael Krause
[Profil]
veröffentlicht am 04. Oktober 2020 2020-10-04 13:43:58