Aus einem Essay entstand ein Buch: Jill Lepore, eine amerikanische Historikerin
der jüngeren Generation, publiziert mit dem vorliegenden Buch eine
Streitschrift über den Begriff der "Nation". Angestoßen durch das
Aufflammen des amerikanischen Nationalismus in der neuesten Zeit, betrachtet sie
die Sichtweise der Geschichtsschreibung der Vereinigten Staaten von Amerika und
die Verwendung des Begriffs in unterschiedlichen historischen Epochen. Eine
spezielle Betrachtung, die eine universelle Auslegung des Begriffs jedoch
keineswegs außer Acht lässt und von daher für den historisch und politisch
interessierten Leser von hoher Aktualität und Bedeutung auch hierzulande
ist.
So bildet der Begriff der "Nation" den inhaltlichen Kern des
vorliegenden, kompakten und höchst informativen Buches. Die Verwendung des
Begriffes in der amerikanischen Geschichte bildet den roten Faden. Der Bezug zu
weiteren Begriffen wie Staat, Rasse, Rassismus und Liberalismus werden anhand
zahlreicher Quellen dargelegt und die entsprechenden Erklärungsansätze für
den Begriff "Nation" werden in den historischen Kontext gestellt.
Hierbei wird nicht nur die US-amerikanische Geschichte ins Visier genommen,
sondern weltweite Erklärungen und Entwicklungen, vor allem in Europa und
-geradezu selbstverständlich- in Deutschland.
Fazit
Patriotismus - Nationalismus - beides Begriffe, die einem deutschen Leser in
gewisser Weise Unwohlsein hervorrufen können. Grund hierfür ist die vorrangig
negative Konnotation der Begriffe aufgrund unserer Geschichte. Unterschiedliche
Ansätze in Bezug auf deren Bedeutung und Interpretation bilden sich im
vorliegenden Werk von Jill Lepore ab. Die USA als als "Staatsnation"
(S. 32). Zunächst Konföderation, dann Staat, wurde sie schlussendlich zur
Nation (erklärt). Eine seltene Angelegenheit, wie die Autorin festhält.
Die oben genannten Begriffe werden anhand historischer Belege auf den Prüfstand
gestellt. Hierdurch erscheinen sie gewissermaßen in neuem Licht. Der Gedanke
lohnt sich: ist bei der Verwendung negativ besetzter Begriffe die moderne
political Correctness das Mass aller Dinge, oder öffnet genau dies nicht eine
Tür für all diejenigen, die ihr politisches Spiel mit diesen Begriffen treiben
und somit eine Deutungshoheit erreichen wollen?
Absolute Leseempfehlung!
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
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veröffentlicht am 11. Oktober 2020 2020-10-11 08:30:55