Nicht durchgehend fesselnd
Und immer noch leitet Bruce Cable mit Herzblut seinen Buchladen
"Bay-Books" auf Camino Island. Immer noch lebt er in offener Beziehung
mit seiner Partnerin und immer noch treffen sich vielfache Autoren zu Lesungen
in der Buchhandlung oder bleiben gar für länger auf der Insel. Und immer noch
ist da Nick, gerade über 20 Jahre alt, der mit seiner coolen und ein wenig
naseweisen Art und Weise nicht nur in der Buchhandlung unterstützt, sondern
auch mit reger Fantasie ganz Mordfälle mit Theorien zu versehen versteht. Was
nützlich werden wird. Denn als ein Hurrikan über die Insel herfällt und Chaos
ausbricht, hinterlässt der Sturm nicht nur vielfach zerstörte Gebäude und
einen Zusammenbruch des Stromnetzes, sondern auch einen Freund und
hoffnungsvollen Autor als Leiche in seinem Garten.
Dass dann aber in wenigen Momenten Bruce, Nick und Bob, einem weiteren Freund
des Buchladens, der Gedanke an Mord kommt, die Mordwaffe von Nick fantasiereich
geliefert wird und gar noch das Motiv kurz darauf "erraten" im Raum
steht, das nimmt dann doch einigermaßen unrealistische Züge an und wirkt in
der Fortführung nicht nur ein wenig stereotyp (Polizisten, die unfähig oder
nicht motiviert sind, die große Verschwörung, die hinter allem lauert und ein
Whistleblower, der es ziemlich in sich hat, wie sich später herausstellt.
Das ganze erzählt Grisham zwar gewohnt fließend und mit nicht wenigen anregend
gestalteten Situationen, unterbricht dabei aber zu oft den eigenen Erzählfluss
durch Einschübe privater "Nebengeschichten" verschiedener Charaktere,
einfach im Buch auch verstreichende Zeit, was die Handlung auseinander zieht und
die Spannung doch zu sehr beruhigt zwischendurch, wie auch hier die ein oder
anderen leicht hölzern anmutender Erlebnisse verschiedener Personen nicht
unbedingt die Geschichte an sich befördern.
Dass sich privat einiges ändern wird bei Bruce, dass auch ein persönliches
Drama für seine Frau sich anbahnt, dass die Insel durch die Sturmschäden für
nicht wenige sonst regelmäßige Gäste uninteressant wird und Bruce sich mehr
oder minder langweilt und einen Weggang diskutiert, all das hält am Ende die
Lektüre mehr auf, als dass sie dem Leser interessante Hintergrundinformationen
vermittelt. Bis dahin, dass der Umgang durch Bruce mit einer Ermittlungsfirma
nicht stringent wirkt und etwas scheinbar unmotiviert in seiner Haltung
schwankt. Oder der Auftritt der attraktiven Freundin eines FBI Agenten, der
unverbunden und ohne dem Leser zu erschließen, warum dieser Auftritt von
Bedeutung sein sollte, am Ende mit Fragezeichen versehen im Raum des Buches
verbleibt.
Das Grundthema aber (Pflegeheime) und die ein oder andere überraschende Wendung
samt stringent erzählter Ermittlungen am Fall entschädigen für manches und
bieten durch den souveränen Stil Grishams dabei auch mit Tempo versehene
Abschnitte in der Lektüre.
Fazit
So verbleibt am Ende ein gemischter Eindruck. Ein Bruce Cable und sein Umfeld,
dass durchaus noch weitere Geschichten parat haben darf, dann aber mit ein wenig
mehr Zug, was den eigentlichen Fall angeht und weniger auseinandergezogene
Ereignisse, die den roten Faden am Ende bilden.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 25. September 2020 2020-09-25 13:44:40