Zu Beginn einer Rezension fasste ich normalerweise den Inhalt zusammen und gehe
dann dazu über, meine Meinung kundzutun. Im Fall dieser Sonderfolge von
Offenbarung 23, die kurz nach dem Lockdown veröffentlicht wurde, ist das nicht
so. Warum? Zunächst einmal gibt es keinen wirklichen Inhalt, den man hier
zusammenfassen kann. Es ist auch kein Hörspiel im eigentlichen Sinne, da es
keine erzählende Handlung gibt und letztlich nur Alex Turrek in seiner Rolle
als Georg Brand alias Hacker T. Rex über das Virus berichtet, was unser aller
Leben verändert hat. Daher wirkt das Ganze mehr wie ein berichtender Podcast.
Vielleicht ist das aber auch genau so geplant oder gewünscht gewesen.
Daher habe ich auch lange überlegt, ob ich für diese Folge überhaupt eine
Rezension schreibe, doch da ich Offenbarung 23 seit der ersten Folge begleite,
wollte ich natürlich diese Episode nicht unkommentiert vorbeiziehen lassen.
Führen wir uns noch einmal vor Augen, um was es in dieser Serie geht:
Ausgangspunkt war der Hacker Tron, der tatsächlich gelebt hat und der der
fiktiven Figur Georg Brand immer wieder Chiffren zukommen lässt, in denen es um
mehr oder weniger große Verschwörungstheorien ging. Gerade die ersten Folgen
waren ein Meilenstein des Hörspielgenres. Inzwischen sind wir bei weit über
achtzig Folgen mit viel Licht, aber auch sehr viel Schatten angekommen. Und wenn
man sich dazu entschließt, eine solche Folge aus aktuellem Anlass zu
produzieren, dann sollte man an den Basics der Serie festhalten. Das bedeutet
nach meinem Verständnis, man sollte versuchen, eine spannende Folge mit einem
Verschwörungsszenario produzieren und das alles in eine erzählende Handlung
verpacken.
Doch was hat man stattdessen gemacht? Man lässt Hauptfigur Georg Brand
zunächst zusammenfassen, um was es bei Corona / COVID 19 geht, um dann eine
breite Informationstriade über Reichsbürger, China, Trump, bin zur AfD zu
präsentieren. Hin und wieder werden Verschwörungen zitiert, die man aus den
Medien zu diesem Thema vernommen hat. Doch das kann nicht wirklich Ziel, Sinn
und Zweck einer Hörspielfolge sein. Auch wenn ich manchen Aussagen in dieser
Produktion (das Wort Hörspiel verwende ich bewusst nicht) voll und ganz
zustimmen kann, insbesondere wenn es um die Rolle der AfD geht, ist das alles,
aber kein Hörspiel. Daher erschließt sich mir auch nicht wirklich der Sinn und
Zweck dieser Folge.
Wenn man böse ist, könnte man fast glauben, man wollte auf den Lockdown-Zug
aufspringen, um etwas Geld zu verdienen. Sicher, gerade die Kunst hat es in
diesen Tagen alles andere als leicht. Da ich selbst Autor bin, weiß ich um die
Situation. Aber wenn ich unter einem etablierten Markennamen wie
"Offenbarung 23" etwas veröffentliche, dann sollte es schon erkennbar
in den Serienkosmos passen. Denn machen wir uns nichts vor. Ich erwarte bei
dieser Serie in erster Linie Unterhaltung, wenn auch mit einem gut
recherchierten Informationsgehalt. Für die reine Informationsbeschaffung kann
ich andere Quellen und Medien nutzen.
Fazit
Natürlich ist es schwer, diese Folge zu bewerten. Wie gesagt, inhaltlich gehe
ich mit vielen Aussagen konform. Doch will ich das ganze als Hörspiel bewerten,
dann war das rein gar nichts. Keine Handlung, eher ein Hörbuch mit Geräuschen,
keine erzählenden Konflikte, keine wirklichen Verschwörungen. Sorry, aber
einen Gefallen hat man den Fans und langjährigen Hörern der Serie damit nicht
getan.
Vorgeschlagen von Michael Krause
[Profil]
veröffentlicht am 19. September 2020 2020-09-19 14:31:49