Ein kleines, aber feines, Buch über einen "großen Gegenstand"
Kontexte, Dichtung, Drama, Prosa. Das sind die immer wiederkehrenden
Unterpunkte, die Christoph Heyl in seiner lebendig erzählten der englischen
Literatur durch die Epochen und Zeiten durchdekliniert. Mittelegnische
Literatur, Renaissance, 17. Jahrhundert, 18 Jahrhundert und Romantik, die
viktorianische Zeit und das 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart sind die dabei
großen Linien, denen Heyl die entsprechenden Hauptteile widmet. Um immer den
Blick vom Kleinen auf das große Ganze und vom großen ganzen auf das Kleine hin
rück zu koppeln.
Rechtsicherheit, Freiheit von Zensur, eine bürgerliche und damit interessierte
Öffentlichkeit und eine ausgeprägte bürgerliche Privatsphäre (in der es sich
trefflich und gern lesen ließ und lässt) sind dabei die gesellschaftlichen
Faktoren, die bereits früh die Gesellschaft Britanniens prägte und damit
Innovationskräfte für die Literatur en Masse bereit stellten. Wobei die
Entwicklung gerade Londons zur ersten "Weltmetropole" und damit als
Ort einer temporeicher Lebenswirklichkeit vielfache Impulse zu dann allen Zeiten
bot, auch im literarischen Bereich diese Wirklichkeit aufzunehmen, zu
reflektieren, weiter zu denken und sich beständig vom pulsierenden Leben
inspirieren zu lassen.
"Genres und Formate, die bis heute zu unserer Lesewelt gehören, wurden in
Großbritannien erfunden oder hatten dort ihren Durchbruch als
Massenphänomen".
Somit ist von Beginn an klar, dass die englische Literatur einen hohen Beitrag
zur Weltliteratur beisteuerte, einen bestimmten Stil ausprägte, der heute noch
als "typisch britisch" landläufig erkannt wird. Eine Grundlage, auf
der Heyl dann fachkundig ins Detail zu gehen versteht, immer aber die großen
Linien dabei vor den Augen des Lesers hält. Charakteristische Phänomene
aufzuzeigen und einen je prägnanten Überblick über die einzelnen Epochen zu
liefern ist dabei das erklärte (und erreichte) Ziel des Werkes. Das damit
einerseits als Grundwissen für ein Studium der englischen Literatur zur
Verfügung steht, aber gerade auch dem interessierten Laien einen kompakten und
fachlich fundierten Einblick an die Hand gibt.
Wobei es Heyl dabei ausgesprochen weniger auf die Breite der Heerscharen von
Autoren ankommt, sondern um die "Tiefe der Zusammenhänge und
Verbindungen". Dennoch hat der Leser, neben den klaren Grundlinien der
Epochen und deren inneren und deren Verflechtungen mit der Literatur je der
Zukunft ebenso Gelegenheit, neben den bekannten und großen Namen der englischen
Literatur, auch eher unbekannte und dennoch charakteristische Vertreter
bestimmter Stile und Epochen zumindest im Ansatz kennenzulernen.
Fazit
Alles in allem eine hervorragende Lektüre zur Einführung in die englische
Literaturgeschichte.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 10. Juli 2020 2020-07-10 13:49:03