Was man nicht alles tut…..
"Weil alle anderen Kandidaten ihre Anmeldung zurückgezogen haben" -
"Selbst Supasit, der Augenarzt?" - "Selbst der"
Was vielleicht Gründe hat, weiß man, worum man sich bewerben konnte, welches
Interesse Dr. Siri daran hat (und ja, nicht zuletzt und gerade auch seine
geliebte Ehefrau) und wie es gelingen konnte, dass ein staatlicher Stempel mit
einem roten Buntstift unter ein offizielles Dokument geraten konnte. Erst aber
ist Dr. Siri gar nicht da. Wird von manchem seiner engen Freunde (und
Hausgenossen) gar für verschollen oder tot gehalten und kehrt erst nach einer
Weile, verändert und haarlos, mit seiner Frau triumphierend zurück.
Man ist eben nicht mehr der Jüngste, muss 1980 in Laos mit den Tücken des
"gelebten" Sozialismus zurechtkommen und dennoch seinen Liebhabereien
und Neigungen natürlich nachgehen. Auch wenn es einem einen bestimmten Ruf im
Land natürlich einbringt. Was nicht selten unerwartete und unerwünschte Folgen
haben könnte. Wenn man jemanden ansieht, der einige Tage zuvor noch Minister
war.
"Sagen wir einfach, er beackert jetzt ein anderes Feld". Nicht
unbedingt ein "Killing Field", auch wenn die Assoziation natürlich
gewollt naheliegt. Es reicht vielleicht, in einer "abgelegenen Provinz
Kassaven" zu ernten. Was Siri nicht schlecht natürlich eingefädelt hat.
Denn wenn schon viele westliche Länder die Olympiade in Moskau boykottieren,
wenn damit Laos, ansonsten völlig chancenlos, als Lückenfüller mit eingeladen
wird, dann brauchen die "Sportler" (oder was man dafür halten
könnte), natürlich einen Mannschaftsarzt und da ja nun alle abgesagt haben
(und sich auch Siri natürlich, den Schein wahrend, zunächst schnaubend wehrt,
bis er doch nachgibt), kommt ebene Siri in seinem hohen Alter und mit seiner
weltläufigen Neugier und Schläue mit seiner Frau doch noch in den Genuss
dieses Abenteuers in der "großen, weiten Welt".
Fazit
Ein Abenteuer, dass sich, auch das natürlich, kennt man die Fälle des Dr.
Siri, ganz anders entwickelt, als es touristisch von Siri geplant war. "In
letzter Zeit pflegte Siri ungewohnten Umgang. Er suchte immer häufiger die
Nähe von Heilern und Schamanen". Was nicht nur seinem Alter und der
Vorbereitung aufs Jenseits geschuldet ist, aber das liest der Leser besser
selbst im Buch nach. Ein neu entfachtes Interesse, dass für die Lösung des
Falles, der Siri in Moskau erwartet, durchaus noch wichtig werden könnte.
Und wie immer ist die Begleitung des Dr. Siri, seiner Frau und seines
"Teams" für den Leser eine Freude. Gerade weil es Cotteril überaus
treffend versteht, die Irrungen und Wirrungen, die einfachen Verrücktheiten der
System damals zeitgerecht bestens auf den Punkt zu treffen und dem Leser
ebenfalls immer wieder vergnügte Verwunderung herbeizaubert, mit welcher Chuzpe
Siri elegant allen Fallen der Systeme entgeht und wie nebenbei noch Licht in
manches Dunkle mancher Ereignisse in Moskau bringt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 10. Juli 2020 2020-07-10 13:43:26