Dieses prächtige Buch versammelt erste Aufnahmen von Gletschern und Gipfeln der
Alpen, wie es sie vorher in dieser Qualität und Menge noch nie gegeben hat. Vor
ca. 140 Jahren, als der Alpinismus noch in den Kinderschuhen steckte und die
Fotoausrüstung unglaublich schwer war, brachte der Schweizer Amateurfotograf
Jules Beck umwerfende Bilder ins Tal. Der sorgfältig recherchierte, gut
geschriebene Band stellt Beck erstmals, über 100 Jahre nach seinem Tod,
umfassend dar.
Über das uns hinterlassene Œuvre kann man im digitalen Zeitalter nur staunen.
Jules Beck (1825- 1904) war der wahrscheinlich erste Schweizer
Hochgebirgsfotograf und hinterließ sein vollständiges Lebenswerk von 1200
Aufnahmen in erstaunlicher Qualität schon zu Lebzeiten dem Alpinen Museum in
Bern. Die Autoren des Buchs, der damalige Museumsdirektor Urs Kneubühl (*1948)
und der Fotohistoriker Markus Schürpf (*1961), realisierten 2010 eine
einzigartige Ausstellung in ebendiesem Museum in Bern und brachten 2012 diesen
großartigen Bildband heraus.
Neben den fotografischen Highlights findet der Leser Texte, die über den
besonderen Menschen Jules Beck informieren sowie über die technische
Ausrüstung und die beschwerlichen Umstände seiner Bergexpeditionen Auskunft
geben. Diesbezüglich haben die Autoren sehr gut recherchiert.
Dieses als eines der schönsten Schweizer Bücher ausgezeichnete Werk umfasst
atemberaubende Panoramaaufnahmen, die teilweise auf ausklappbaren Doppelseiten
dargestellt sind. Eine aufwändige Präsentation rechtfertigt auch einen recht
hohen Preis der Publikation. Dennoch eine gute Investition: in Zeiten des
Klimawandels der Blick durchs Schlüsselloch in eine längst vergangene
Realität. In immer größerer Geschwindigkeit entfernen wir uns von dieser
unberührten Natur, deren Gletscher schmelzen und die längst vom
Massentourismus geprägt ist.
Diesem monumentalen Werk könnte ein Bildband folgen, der sich unter dem
Gesichtspunkt des Klimawandels ausschließlich den Gegenüberstellungen
damaliger Fotos mit den entsprechenden heutigen Aufnahmen widmet. An sieben
Beispielen wurde das im Buch schon realisiert, diese und nachfolgende
Generationen werden von diesem Werk sicherlich zum Nachdenken gebracht.
Fazit
Uneingeschränkt empfehlenswert.
Vorgeschlagen von Vorderwülbecke
[Profil]
veröffentlicht am 25. Mai 2020 2020-05-25 07:39:07