Es war eine Frage der Zeit, bis ich einen Roman der Tochter des legendären
Schriftstellers James Lee Burke, Alafair Burke, lesen würde. Jetzt konnte ich
den im März erschienenen Thriller von ihr unter die Lupe nehmen. Vielen Dank
dem Aufbau Verlag für die Bereitstellung!
Chloe ist eine überaus erfolgreiche Chefredakteurin eines kleinen, aber noblen
Frauenmagazins. Durch die von ihr initiierte "ThemToo"-Kampagne
gelangte sie zu großem Star-Ruhm, aber auch Neider, Hasse und Trolle wurden auf
dem Plan gerufen. Sie ist verheiratet mit dem Ex-Mann ihrer Schwester, also mit
ihrem Schwager. Mittlerweile seit über 10 Jahren. Sie hat den Sohn ihrer
Schwester, ihren Neffen, als Stiefsohn großgezogen, nachdem Adam nach der
Scheidung die Sorgerechte zugesprochen bekam. Adam ist in seinem Job als Anwalt
unglücklich. Er war Bundesstaatsanwalt, wechselte vor kurzem aber auf
Empfehlung von Chloe zu einer privaten Kanzlei, um nicht in ihrem Ruhm
unterzugehen. Aber glücklich wurde er damit nicht.
So viel zur Handlung. Aber keine Angst, es wird noch Tote geben, Korruption,
Manipulation, Verstrickungen.
Alafair Burke gehört zu einer neuen Generation amerikanischer
Schriftstellerinnen, die manchem vielleicht aus TV-Serien bekannt vorkommen zu
scheinen. Der Schreibstil ist modern, die Handlung scheint so aktuell, als
würden sie in den gerade in den Medien verkündet. Es ist das Hier und Jetzt
der USA, gegebenenfalls in einer Großstadt wie New York oder Philadelphia. Der
Leser bewegt sich im Umfeld von Anwälten, Polizisten und Geschäftsleuten.
Bis es richtig zur Sache geht, dauert es einige Seiten. Der Leser soll man
erstmal das gesamte Umfeld einatmen. Das ist aber nicht weniger spannend, denn
Burke lässt meist zum Ende eines Kapitels ein delikaten Cliffhanger stehen. Wir
erfahren alles aus dem Munde von Chloe. Und wenn die dann mal so eine Bemerkung
fallen lässt, bleibt einem nur ein "oh oh" übrig.
Große Teile des Romans spielen in einem Gerichtssaal. Die Zeugenaussagen drehen
immer wieder alles bis dahin Feststehende in das Gegenteil um. Da wird man als
Leser immer wieder geschockt und muss im Kopf alles neu arrangieren. Dabei hilft
Burke, natürlich nur, um dem Leser erneut aufs Glatteis zu führen.
Herrlich!
Entbehrlich fand ich allerdings die Zitate aus den sozialen Medien. Auch in
anderen Romanen ist dies für mich ein Kritikpunkt, weil ich persönlich diese
abgehackten Sätze nicht lesen mag. Die habe ich live und brauche sie nicht auch
noch in Romanen.
Fazit
Ein Thriller, der sich lohnt zu lesen, der sehr viel Spaß macht, besonders wenn
man Frauenpower a la "The Good Fight" mag.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 29. April 2020 2020-04-29 14:26:51