In dem Kurzgeschichtenband »Tot, aber glücklich!« zeigt Tatjana Kruso ihr
humoristisches Repertoire. Sind ihre Kriminalromane stets mit einem zwinkerenden
Auge zu lesen, so zeigt sich bei den zahlreichen Kurzkrimis dieses Buches das
variable Können im Schreibstil dieser Autorin. Obwohl viele der hier
veröffentlichten Geschichten bereits in Anthologien veröffentlicht wurden,
macht die geballte Ladung an "tödlicher Kruse" in diesem Band einen
sehr unterhaltsamen Eindruck. Wie die Autorin im am Schluss abgedruckten
Interview freimütig gesteht, sollen die Geschichten Spaß machen und die Leser
von denn alltäglichen Sorgen ablenken. Nun gut, das machen sie.
Während bei manchen Geschichten bereits im Titel die Satire erkennbar ist, sind
andere Geschichten seriös verfasst und auf Thriller-Niveau. Um so heftiger dann
die Pointe. Auf die Pointe kann der Leser in jedem Fall gespannt sein, auch wenn
die Figuren wärend der Geschichte schon einiges zum Wiedererkennen und
Schmunzeln bereithalten. Und da man nahezu alle Geschichten auch wie in einem
Sachbuch als Ratgeber interpretieren könnte, möchte ich hier mal den Versuch
wagen.
In Der Nacktschneckensammler lernen wir auf der sonnigen Insel Sylt viele
Nackedeis, die lispelnde Inga aus Schweden und eine weibliche Leiche kennen.
Dagegen werden uns in Blaubart ohne Bart die Szenen einer Ehe am morgendlichen
Frühstückstisch vorgeführt. Bruch kommt von brechen … lehrt uns, dass es
zwar schön wäre, mit Schampus reich zu werden. Besonders, wenn man erlesene 6
Flaschen geklaut hat. Aber man sollte auch auf sie achtgeben. Die
Leckerschmeckermorde beweisen, dass nicht jeder Verkäuferin in einer
Konfisserie zu trauen ist. Konzerte mit Cello, insbesondere in Norddeutschland
sind nicht immer eine gute Idee. Besonders, wenn das Cello nach Nirgendwo
fährt. Wo laufen sie denn, wo laufen sie denn hin? fragen sich zahlreiche
Gäste jedes Jahr bei den Wettkämpfen der CHIO in Aachen. Vielleicht sind damit
auch nicht die Pferde, sondern die Scharfschützen gemeint? Und seien wir mal
ehrlich, das haben wir doch schon immer gewusst: Die Doris macht das Gift. Man
sollte nicht als Aushilfskraft in einer Bibliothek arbeiten wenn man nicht
bereit ist, auf einige besonders wertvolle Bücher zu verzichten.
In Die vier großen H des Hallensers Till B. ist der Betreiber des Hanse-Museums
sichtlich bemüht, sein kleines Museum noch einige Jahre weiterzuführen. Dank
gilt dem Bankräuber und dem Fiesling. Mit Heute kein Kaffee!
lernen wir: Nichts (!) ist wichtiger als funktionierende Kaffeemaschinen.
Summsummsesumm erinnert uns an alte Omas und wie sie heutzutage so aussehen:
Tanktop, Capri-Jeans, knallrot gefärbte Haare. Nur noch an den Truthahnhälsen
und den Altersflecken an den Krallenhänden als Omas zu erkennen. Und dass James
Bond, die coolste Sau der Welt ist, war ja immer schon klar. Ungewöhnliche
Zugbekanntschaften kann man machen, wenn man in einem Verein tätig ist und zu
den Vereinsmeiern gehört. Eine Salzgrotte zu betreten sollte man sich dreimal
überlegen, wird uns in Salzgrotten-Fandango mitgeteilt. Ob Trödel wirklich
Trödel ist, sollte man jedenfalls bei Trödel Träuble & Sohn lieber zweimal
hinterfragen. Einfach einen Heizungsmonteur aus den gelben Seiten? Und dann
keine korrekte Arbeit abgeliefert? Ouch! Meister Maik heizt Ihnen ein!.
Des Weiteren erfahren wir vom Liebesleben einer Ermittlerin und ihren Neid auf
andere. Aber auch, dass es Dinossaurier doch noch gibt. Und schließlich Die
Unsterblichkeitsformel: Verdammter Gin Tonic! Wenn Ihnen jemand sagt, dass er
auch joggt und ein Auge auf Sie haben wird, dann sollten Sie sich spätestens
jetzt davon machen. Die Liebe einer Mutter zeigt sich erst im Tourbus zu den
Drehorten von Sound of Music, denn da riecht Frau Möller den Braten. Bei
Futtert Nemo erfahren die Leser die Binsenweisheit, dass man selbst in
ausweglosen Momenten besser die Klappe halten sollte. Denn sonst ist man tot,
aber glücklich. Manche Senioren, die die Fitnessstudios bevölkern wollen es
einfach nicht wahrhaben: Seniorensport ist Mord. Jedoch nicht immer, manchmal
ist Sport auch Pflegefall! An Harmlosigkeit nicht zu überbieten: »Sänk you
for travelling with schwäbische Eisebahn!« Urlaub kann besonders schön sein,
wenn man nicht zeltet, sondern gezeltet wird! Vor allem sollte man darauf
achten, wer den Rucksack geschultert hat und das blutende Messer in der Hand
hält.
Fazit
Gute und launige Unterhaltung!
Vorgeschlagen von Detlef Knut
[Profil]
veröffentlicht am 20. April 2020 2020-04-20 17:34:42