Der ungarische Mathematiker und Psychologe Laszlo Merö hat ein
populärwissenschaftliches Buch zur Entscheidungstheorie vorgelegt. Dabei
beleuchtet er nicht nur, wie wir uns (vernünftigerweise) entscheiden sollen,
sondern auch, wie wir uns tatsächlich entscheiden.
Während die erste Hälfte des Buches eine interessante, lesbare Einführung in
die Spieltheorie darstellt, die - soweit ich's beurteilen kann - auch korrekt
wiedergegeben wird, wendet sich der Autor in späteren Kapiteln Quantenmechanik,
Wissenschaftstheorie, Evolutionstheorie Gödels Satz und östlicher Mystik zu.
Was als unkonventionelle Sicht auf Probleme moderner Physik anzufangen scheint,
stolpert über Ungenauigkeiten, Unverständliches bis ins Unerträgliche. Über
weite Strecken wimmelt es von Fehlern, und wenn Mérö zum Schluß die
"mystische Erkenntnis" als "quasirationale" Lösung aller
Weltprobleme preist und eine neue, wahre "Rationalität" irgendwo
zwischen Zen-Buddhismus und Zellulitis fordert, bleibt nur die Einordnung im
Regal für Esoterikmüll.
Solange Merö bei dem bleibt, wovon er etwas versteht - Spieltheorie und
Psychologie -, liefert er eine gute, aber auch nicht wirklich überragende
Darstellung dieser Theorie, die besonders für die Wirtschaftswissenschaften
zentral ist. Von Biologie, Quantenmechanik oder Wissenschaftstheorie versteht er
dagegen weit weniger, und so liefert er über weite Strecken ein ungenießbares
Gebräu von Halbwahrheiten, haltlosen Spekulationen und Pseudotiefsinn.
Fazit
Das wäre alles nur halb so schlimm, würde es als Privatglaube und nicht als
"Stand der Forschung" verkauft werden. Laien sei angeraten, dem Autor
spätestens nach dem siebenten Kapitel (von fünfzehn) nichts mehr zu glauben
und, besser noch, das Buch erst ganz stehen zu lassen. Bessere finden sich
zuhauf.
Vorgeschlagen von Andreas P. Rauch
[Profil]
veröffentlicht am 01. Mai 2002 2002-05-01 00:02:20