Auf den ersten Blick eine ganz normale, nette Kindergeschichte: fünf
Nachbarskinder treffen sich regelmäßig zum Spielen und dabei lassen sie ihrer
Phantasie im Science-Fiction-Format freien Lauf. Soweit nichts Ungewöhnliches;
aber bald ändert sich das Spiel und mit ihm die Unbekümmertheit. Die
Kinderbuchautorin Uticha Marmon widmet auch diesem jüngst erschienenen
Kinderbuch einem tiefgründigen Hintergrund: dem "Anderssein". Ein
Phänomen, das Kindern im Alltag begegnet, aber dem sie aller Wahrscheinlichkeit
nach keine besondere Beachtung schenken. Darauf aufmerksam zu machen, einen
Denkprozess zu initiieren, setzt sich die Autorin zum Ziel.
Heile Welt: fünf Kinder, die Haus an Haus wohnen, deren Eltern sich gut kennen,
treffen sich immer Wiede zum Spielen. Janniks älterer Bruder Bo (Boris ist sein
richtiger Name, wie sich später herausstellen wird), animiert die Clique zu
einem neuen Spiel. Dabei handelt es sich um eine Art Teamaufgabe, das Team sind
"die Adler". Bo stellt der Gruppe immer wieder neue Aufgaben und damit
letztendlich auch die Regeln des Spiels.
Zunächst verwundert worauf das Spiel hinausgehen soll, dann aber begeistert
stellen sich die Fünf den Abenteuern. Der "Adlerhort" befindet sich
in einem alten, verfallenem Haus, in dem ein merkwürdiger alter Mann
zurückgezogen lebt, Herr Matiasek. Zunächst haben die Kinder Furcht vor ihm,
da sie ihn eher als "unheimlich" betrachten. Im Verlaufe der
Geschichte wird er aber immer sympathischer.
Irgendwann kippt das Spiel. In der Straße, die eigentlich Rottstraße heißt,
von den Kindern jedoch Milchstraße genannt wird, gibt es eine Fabrik. Viele
Menschen in der Straße arbeiten dort und werden wie aus heiterem Himmel
gekündigt. Andere nehmen deren frei gewordene Arbeitsplätze ein; es entsteht
Unfriede. Das hat auch Auswirkungen auf die Kindergruppe. Leidtragende wird
Loni, deren Mutter eine Kenianerin ist. Subtil bestimmt Bo neue Regeln und
grenzt Loni aus. Aus Bo wird Boris, aus einem aufmüpfigem 17-jährigen mit
hohem Gerechtigkeitssinn, wird ein Kämpfer des "Wir gegen die
Anderen". Spannend, wie die Gruppe hierauf reagiert...
Fazit
Ja, es lohnt sich dies Buch zu empfehlen. Der Autorin gelingt es, in einer
abwechslungsreichen Geschichte den richtigen "Ton" (sprich eine
altersgerechte Sprache) für den Adressatenkreis (Kinder ab 9 Jahre) zu treffen.
Die eigene Phantasie, die eigene Gedankenwelt bildet die Basis für die
zunehmend tiefgründig werdende Story. Ich denke, an der ein oder anderen Stelle
entstehen auch Fragezeichen. Sicher soll das so sein, denn das Ziel ist es auf
ein gesellschaftliches Problem hinzuweisen: wie gehen wir mit Menschen um, die
"anders" sind.
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
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veröffentlicht am 06. April 2020 2020-04-06 18:16:50