"Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast"- ein Kino-Thriller um
drei Freundinnen, die ihren Highschool-Abschluss feiern wollen und sich dafür
in ein entlegenes Gebiet verziehen. Beim Lesen des vorliegenden Thrillers von
Sandra Kendrick der oben genannte Film nie aus dem Kopf, obwohl die Handlung
durchaus eine andere ist.
Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast
Die drei Freundinnen mittleren Alters – Lara, Michelle und Eileen -, teils
verheiratet und Kinder, erhalten eine Einladung auf eine Schäreninsel in der
Ostsee. Die Einladung ist von "unbekannt", verspricht aber, dass sie
alles erfahren werden, was vor sechzehn Jahren geschah. Damals waren sie
nämlich zum Schulabschluß bereits auf dieser Insel. Damals war aber die vierte
Freundin Becca mit von der Partie sowie die beiden Jungs Leo und Vincent. Und
damals verschwand ganz plötzlich die Freundin Becca. Alles suchen half nichts,
auch die Polizei konnte Becca nicht finden.
Lediglich ein gekentertes Boot schwamm nahe der Küste auf der Ostsee.
Jetzt, sechzehn Jahre später, fragen sich die übriggebliebenen Mädels, warum
sie wieder auf die Insel sollen. Was würde sie dort erwarten? Ihre Neugier und
ihre Erwartung auf eine Antwort von damals sind zu groß als dass sie nicht
dorthin reisen.
Die Autorin hat das bekannte Setting des oben genannten Films gewählt:
Freundinnen, Schulabschluss, einsame Insel, kein Entkommen, einer muss der
Täter sein. Das funktioniert in diesem Roman super!
Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive von Lara, die unter dem
Asperger Syndrom leidet. Obwohl sie zur Schulzeit gerne von ihren Mitschülern
gemobbt wurde, fand sie in Michelle, Eileen und Becca Freundinnen, die auf sie
Rücksicht nahmen. Lara hat eine ganz besondere Sicht auf die Dinge, die durch
diese Ich-Perspektive ein entsprechendes Mittel findet. Diese Sichtweise ist
völlig in Ordnung, aber der Schreibstil ist leider an manchen Stellen – nicht
überall und durchgängig – schlecht gelungen. Wenn zu viele Sätze
hintereinander mit "ich" beginnen, bekommen diese Sätze eine stupide
Melodie.
Gefallen hingegen haben mir auch die Vernehmungsprotokolle von vor sechzehn
Jahren. In ihnen wird die damalige Geschichte aus der Perspektive jedes der
damals Beteiligten nochmals aufgegriffen und dem Leser nahe gebracht.
Die Spannung entspricht der eines Thrillers in bester Manier. Es passieren
wieder schreckliche Dinge auf der Insel, eine Überraschung folgt der anderen
und nie kann sich jemand auf auf der Insel sicher sein, ob er nicht als
nächstes Opfer sein wird. Zumal Becca vor sechzehn Jahren nur verschwunden war,
sie war nie tot aufgefunden worden. Als Leser geht man falschen Fährten auf den
Leim, legt sich ein mögliches Ende des Romans zurecht und wird schließlich
dann doch komplett überrascht von der Auflösung, die uns die Autorin
präsentiert.
Aber Vorsicht! Nicht in einer verschneiten Skihütte lesen!
Fazit
Das ist Spannung pur auf hohem Niveau und beste Unterhaltung an dunklen
Wintertagen.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
[Profil]
veröffentlicht am 20. Februar 2020 2020-02-20 08:17:18