Der Erzählstil ist ungewöhnlich. In neunzehn selbständige Geschichten webt
der Autor Andreas Eschbach seine eigentliche Hauptgeschichte. Durch die
geschickte Aneinanderreihung der recht unterschiedlichen Kapitel entsteht der
Eindruck, die Geschehnisse würden chronologisch rückwärts in die
Vergangenheit aufgereiht.
Beginnend mit der ungewöhnlichen Berufs- und Lebensbeschreibung der
Haarteppichknüpfer entwickelt sich für den Leser langsam das Bild von einer
präindustriellen Gesellschaft mit den aus der irdischer Geschichte bekannten
feudalen Herrschaftsmerkmalen. Zu diesem entstehenden Bild reiht sich eine
zweite Erzählebene von einer raumfahrenden Gesellschaftsform der gleichen
Rasse. Jene Raumfahrer entdecken die Welt der Haarteppichknüpfer durch Zufall
und sehen sich durch deren Lebensweise mit ihrer eigenen Vergangenheit
konfrontiert. Hier wird etwas fortgesetzt, dass in ihrer eigenen Geschichte als
Legende bekannt ist und es wird einem Herrscher Tribut gezollt, dessen
Herrschaft schon vor langer Zeit endete.
Beide Gesellschaftsformen schauen wie in einen Spiegel in der die eine ihre
Zukunft und die andere ihre Vergangenheit erblickt. Beide erkennen, dass sie die
Wahrheit erblicken. Doch sie hadern mit dieser Wahrheit, sind nicht bereit sie
zu akzeptieren. Es wird dementiert, geleugnet, aber es wird auch recherchiert.
Dabei wird das verlorene Ende beider Gesellschaften, der wahre Grund ihrer
Entstehung und ihres Niedergangs enthüllt. Doch es scheint zu spät zu sein,
der Verfall beider Spiegelbilder hat bereits eingesetzt.
Fazit
Die verschiedenen Erzählebenen und die damit verbundenen Sprünge erfordern
aufmerksames Lesen. Der Lohn dafür ist eine ganz besondere Geschichte, die
keinen wirklichen Helden und auch kein wirkliches Ende hat. Es ist eine
Enthüllung ohne anschließenden Skandal. Die mit Spannung verfolgten
Einzelschicksale weichen dem noch spannenderen Gemeinschaftsschicksal und wirken
am Ende blass wie Statisten in einer Weltgeschichte. Ein Meisterwerk, das der
Leser nicht aus der Hand legt, ohne über dessen Moral nachzudenken.
Vorgeschlagen von Lothar Hitzges
[Profil]
veröffentlicht am 05. Juni 2004 2004-06-05 13:16:36