Entwicklungsbegleitung auf der Basis der Biographiearbeit
Es ist der tiefe Wunsch nach "Beständigkeit und Halt", den Ansgar
Röhrbein in der Summe seiner langjährigen Erfahrungen als Berater und
Therapeut immer wieder im Fokus der Bedürfnisse seiner Klienten erlebt. Ein
Wunsch danach, "sag mir, dass dieser Ort hier sicher ist". Ein Wunsch,
eine Sehnsucht, ein Bedürfnis, dass in einer immer mehr "brechenden
Welt" noch stärker in den Mittelpunkt der Lebensausrichtung
hineinwirkt.
Wenn Arbeitsbiographien fast selbstverständlich Brüche erfahren, wenn
Familienverbünde durch die hohe Notwendigkeit zur Mobilität zumindest
geographisch weit auseinanderdriften, wenn Wohnraum nicht mehr nach Geschmack
oder konkretem Zielort gewählt werden kann, sondern nur noch nach dem, was das
Einkommen gerade noch hergibt, dann ist innere Verunsicherung die Folge, dann
ist das menschliche Bedürfnis nach einer Planbarkeit des Lebens und des eigenen
Weges darin mehr und mehr das zentrale Thema vieler Biographien und
Problematiken.
"Wie behalte ich die Übersicht und bleibe handlungsfähig"? Das ist
inzwischen eine bedrängende Frage für viele Menschen, wie Röhrbein
überzeugend darlegen kann. Der zunächst die Bedeutung des biographischen
Arbeitens und die Methode selbst sachlich und übersichtlich darstellt, bevor
er, auch anhand vieler Instrumente wie Fragebögen oder kreativen
Arbeitsmaterials dem Leser eine vielfältige Herangehensweise mit umgehend zu
erprobenden Möglichkeiten an die Hand gibt.
Wie unter anderem die überaus einfache, aber wirkungsvolle
"Bilanzierungsmethode", modifizierbar für die je konkreten Personen
und Anliegen von Klienten, als Mittel der Wahl, den "Ist-Zustand"
grafisch übersichtlich zunächst herauszuarbeiten. Wobei eine weitere Stärke
der Methode im Lauf der Lektüre ebenfalls immer deutlicher in den Raum tritt.
Biographisch arbeiten lässt sich in jedem Alter. Mit Kindern, mit
Heranwachsenden, mit Erwachsenen, mit älteren Menschen. Mit immer den gleichen
zentralen Fragen eines "Wo stehe ich?" und "Wo will ich
hin?" verbunden mit "wie geht das?".
Was in der Methode letztlich zu einer Aktivierung inne liegender Ressourcen
führt, verbunden mit einer "heilsamen, neu konstruierenden Erinnerung
durch das Einnehmen einer anderen (verständnisvolleren) Perspektive "auf
die Dinge" (des eigenen Lebens). Vermittels derer nicht mehr bewusste
Erfahrungen wieder bewusstwerden und die dazugehörigen Gefühle aktualisiert
werden können. In Folge eines
"über-die-eigene-Geschichte-nachdenken". Ein ähnlicher Effekt stellt
sich somit ein, wie er aus dem klientenzentrierten Ansatz nach Rogers (mit
anderen Methoden) als Ziel gesetzt ist, eine "Aktualisierung der eigenen
Person" durch innere Exploration zu generieren.
Fazit
Übersichtlich vorgelegt, klar strukturiert, grafisch mit Hervorhebungen der
wichtigen "Merk-Inhalte" versehen und sehr verständlich in den
einzelnen Schritten gelingt Ansgar Röhrbein eine überzeugende Darstellung des
Wertes der Biographiearbeit, der methodischen Vorgehensweise in jedem
Altersbereich und ein ebenso breiter Blick auf die vielfachen Institutionen (von
Schule bis Klinik) samt der Einzelarbeit mit Klienten, in denen die
Biographiearbeit eingesetzt werden kann (und sollte).
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 12. Februar 2020 2020-02-12 17:06:56