Schritt für Schritt gründlich vor Augen geführt
"Die Trümmer glühten vor Hitze und einst bekannte Straßen waren bis zur
Unkenntlichkeit zerstört".
Dresden nach der "Feuernacht". Bombenhagel ununterbrochen. Schlimm
genug, aber mit weiteren "Folgern", denn tatsächlich hat die Stadt im
wahrsten Sinne des Wortes "geglüht" mit vielfachen Opfern auch nach
der Zerstörung, Tod und Leid durch die Bomben an sich bereits.
"Andere Eisenbahner, die der tosenden Flammenhölle im Weg standen, sollen
einfach an Ort und Stelle verbrannt sein".
Und ebenso bleibt die Frage im Raum der Geschichte stehen, ähnlich wie in
Nagasaki, waren dies "kriegswichtige" Zerstörungen oder ging es auch
darum, Waffen zu erproben, Moral zu brechen, zu "zeigen, was man
kann"? Denn wie in Japan nach Hiroshima und nur einer Bombe, lag auch
Deutschland bereits weitgehend besiegt und zerstört darnieder. Oder man sieht
hinter all diesen Ereignissen in federführender amerikanischer Hand bereits
eine klare Botschaft an andere Kriegsbeteiligte und Siegermächte, sich
vorzusehen vor diesem "Verbündeten" und seiner durchschlagenden
Waffengewalt, die auch bereitwillig eingesetzt und vor den Augen der Welt
vorgeführt wurde.
"Die Stadt ist nun zu einer Art Totem für die Obszönität des Totalen
Krieges geworden….wird ihr Name mit der totalen Vernichtung in Verbindung
gebracht".
Ohne zu vergessen im Übrigen, dass Dresden nur als Spitze des Eisbergs heftigen
Vernichtungswillens im Blick auf viele Orte und Städte im damaligen Deutschland
war. Was McKay in ruhigem, flüssigen Erzählton Schritt für Schritt
nachvollzieht und so eine Biografie jener Tage fundiert darlegt. Mit einem
klaren Fokus darauf, nicht einfach nur distanziert Fakten und Vorgänge auf
Papier zu bringen, sondern immer wieder und immer auch die Sicht jener mit
einzubauen, die dabei waren. Auf dem Boden, als Bewohner, in der Luft als
Mannschaft in den Flugzeugen, an Kommandoständen oder ganz auf sich alleine
gestellt.
Die Geschichte handelt nicht nur von einer unfassbaren Zerstörung, sondern auch
von zerrissenen Lebenswegen, die sich im Nachgang auf irgendeine Weise wieder
zusammengefügt haben. So erzählt McKay eben auch, zum besseren emotionalen
Verständnis des Lesers, was vorher den Alltag in Dresden ausgemacht hat und wie
im Nachgang die Stadt unter "neuem Regime" ihren Weg wieder zu finden
hatte.
Fazit
Beides, die sachliche Schilderung, die Hintergründe, die Atmosphäre in den
Tagen vor dem Angriff du die menschlichen Ereignisse und "kleinen
Geschichten" fügen sich dabei in der Lektüre zu einem breiten und gut
verständlichen Gesamtbild zusammen.
Schilderungen, die unter die Haut gehen, ein Ereignis, das natürlich gut
bekannt ist und dennoch immer wieder erinnert werden muss. Um Lesern die Augen
zu öffnen, was Krieg in dieser radikalen Form auch heute noch, mit deutlich
verbesserten Waffensystemen, für die Menschen, die ihn zu erleiden haben,
bedeutet. Eine interessante und beeindruckende Lektüre.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 03. Februar 2020 2020-02-03 11:33:00