Psychogramm eines Lebens und Psychothriller eines Mordes
46 Jahre alt. Die ersten silbernen Strähnen im Haar, die noch nicht so deutlich
für die anderen zu sehen sind. Aber diese und die sich einkerbenden Falten im
Gesicht, Neve Conolly sieht sie. Täglich im Spiegel. In der Familie. Lebendig,
verschieden und doch auch statisch in dem, wie der Alltag seine Traditionen
geprägt hat. Dazu die Sorge um Mabel, die Tochter. Düsteren Gemüts mit
unberechenbaren Anwandlungen. Dazu der Job. Zwar in der Zeit reduziert, was aber
sofort die Finanzfragen auf den Tisch des Hauses wirft.
Da kann so eine patente, praktische, zupackende Frau wie Neve schon mal auf
andere Gedanken kommen. Gedanken, die Fleisch und Blut erlangen und plötzlich
erschlagen im Wohnzimmer liegen. Nicht in ihrem, aber in einem, zu dessen
Wohnung Neve den Schlüssel hat. Jetzt ganz ruhig, so denkt sich die Frau das.
Trauer, Schock, aber funktionieren müssen. Für ihr eigentliches Leben, für
die Familie, für all, die daran hängen. Was den ermittelnden Beamten nicht
gefällt. Denn Ahnungen entfalten sich bei diesen schon, nur handfeste Hinweise,
Beweise sind schwierig.
Und so balanciert Neve zwischen Alltag und Wahnsinn, ist den Ermittlungen
meistens einen Schritt voraus, manchmal einen Schritt hinterher und ständig
rasen die Gedanken. Wobei mehr und mehr Fäden und Spuren auftauchen, die Neve
nicht nur an sich selbst, sondern auch an ihrem Umfeld fast irre werden lassen,
immer mehr eine gewisse Isolation hervorrufen und dem Leser, vor allem, einen
tiefen Einblick in das ganz normale, vor sich hin treibende, mit Problemen
behaftet Alltagsleben der Frau und der damit "ganz normalen Leute" vor
Augen führt.
Gründlich und ruhig ist der Erzählfluss, dennoch langweilt das Autorenpaar
auch in seinem neuen Thriller in keiner Weise. Verdeckte Indizien geben dem
Leser ebenso wie Neve vielfach zu denken, intelligent verschachtelt entfalten
sich die Ermittlungen um den Mord an einem Mann und ebenso unter Druck gerät
Neve fast stündlich mehr. Einerseits schleicht sich mehr und mehr auch eine
persönliche Gefahr in diese an sich schon komplizierte Gemengelage, eine
Gefahr, die auch ihre Familie betreffen wird, andererseits kommt Neve einfach
nicht darauf, was oder wer denn die Quelle dieser Gefahr sein könnte.
Fazit
Mit überraschenden Wendungen zum Ende hin versehen und einer Steigerung des
Tempos auch, durch die ebenfalls die Spannung für den Leser noch einmal steigt.
Samt der Frage bis zur letzten Seite, ob Neve mit ihrem Versuch, alles zu
bewahren, erfolgreich sein wird oder doch ihre Familie oder die polizeilichen
Ermittlungen ihr ein stückweit das Genick brechen werden.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 31. Januar 2020 2020-01-31 15:46:18