Mit klaren Mitteln und Empathie angesichts der Vielfalt der Trauer
"Die Arbeit mit Trauernden zeigte mir auf, dass Trauer ein sehr
individueller Prozess ist".
Ein Prozess, der eben nicht mit Schablonen und einer immergleichen Rahmung
therapeutisch zu behandeln ist, sondern einer Mischung aus Rahmung und klaren
Instrumenten und, auf der anderen Seite beim Therapeuten selbst, einer hohen
Fähigkeit zur Empathie und zum fließenden Begleiten Trauernder erfordert.
Beide Komponenten nimmt Birgit Wagner auf, wobei ihr sicherlich zu Gute kommt,
dass sie in den Bereichen der wissenschaftlichen Studien und in der
therapeutischen Praxis gleichermaßen Erfahrung hat sammeln können.
So ist das Werk einerseits klar strukturiert (Grundlagen, Forschungsstand,
Anamnese, bewährte psychotherapeutische Verfahren in der Trauerarbeit und eine
Reihe von griffigen und verständlich dargebotenen Fallbeispielen zum Ende des
Werkes hin). Wobei es gerade die Fallbeispiele sind, die Wagner gut aufarbeitet
und an denen Sie die zuvor gelegten theoretischen Hintergründe und die
konkreten psychotherapeutischen Verfahren gleichermaßen aufweist. Denn neben
die "Intuition" des Psychotherapeuten sind, gerade in den letzten
Jahren, belastbare theoretische Unterfütterungen hinzugetreten, die eine
systematische Annäherung an das Thema der Trauer nun gut ermöglichen und sich
mit den praktischen Erfahrungen der im Bereich Agierenden zu einem Ganzen
verbinden.
Dabei versäumt es Wagner natürlich auch nicht, mit verfestigten, gängigen,
aber zum einen eher althergebrachten und, in Teilen, wissenschaftlich nicht in
der tradierten Form zu haltenden "Trauertheorien" auch aufzuräumen.
Gerade das breit bekannte und immer wieder herangezogene
"Phasenmodell" nach Kübler-Ross ist hier als nicht evidenzbasiert
erläutert und öffnet damit den Blick über solche tradierten Modelle hinaus
auf den aktuellen Stand der Wirksamkeitsstudien. Alleine dieser theoretische
Anteil am Werk lohnt bereits überaus die Lektüre, um erwiesene, hilfreiche
Methoden und eine differenzierte Analyse tradierter Ansätze vor die Augen der
Betrachter zu legen.
Wie dann eine "Integration des Verlustes" und eben nicht ein
"Abstellen der Trauer" in den Mittelpunkt der Arbeit rückt und wie
dieses konkret und praktisch "geht", umgesetzt werden kann, auch dies
sind nachhaltige und umgehend für die eigene Praxis motivierende und zu
nutzende Inhalte im Buch, die vielfache Hinweise und Instrumente auf der Basis
eines tieferen Verständnisse der Trauerprozesse erläutern. Ergänzt wird das
Werk durch eine Vielzahl von Arbeitsblättern, die gesammelt im Anhang des
Werkes vorliegen und auch, bequem, zum dazugehörenden E-Book je nach Bedarf
einfach ausgedruckt werden können.
Fazit
Eine hilfreiche, sehr verständliche und gleichermaßen auf Wissenstransfer wie
auf die praktische Arbeit ausgerichtete Lektüre.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 06. November 2019 2019-11-06 11:14:48