Seit Amanda Lund vom Afghanistan-Einsatz zurück in Schweden ist, hat sie
Zwillingstöchter zur Welt gebracht. Die in Entführungsfällen erfahrene
Unterhändlerin bereitet sich am Ende der Elternzeit auf ihren Wiedereinstieg
ins Nationale Sondereinsatzkommando vor. Neben dem turnusmäßigen Konditions-
und Schießtraining muss Amanda wieder mental umschalten lernen vom
Mutterinstinkt der Alleinerziehenden zur routinierten Balkan-Spezialistin, als
die sie von ihren Kollegen geschätzt wird. Als in Pristina der Polizist Åke
Jönsson vermisst wird, scheint das ein klassischer Einsatz für Amandas
Verhandlungsgeschick zu sein. Jönsson beriet im Rahmen eines EU-Projekts einen
albanischen Polizeichef zum Thema organisierte Kriminalität. Blom, Jönssons
Vorgesetzter im EULEX-Projekt, hat offensichtlich illegale Nebenjobs zu
verbergen und kooperiert nur widerwillig mit Amanda. Seine Angaben zur
angeblich eingegangenen Lösegeldforderung wirken so dürftig, dass man bereits
auf Bloms Entlassung wetten könnte. Amanda ist sich zunächst absolut sicher,
dass sie einen Versager wir Blom knacken wird.
Zuhause in Schweden fühlt sich Jönssons Frau verfolgt und vermisst einen
Schlüssel im Haushalt. In einem parallelen Handlungsstrang reist die
Ex-Polizistin Ellen Engwall nach Belgrad, um für einen privaten Auftraggeber
in einer Gewalt-Tour von 2300km möglichst zügig ein Fahrzeug nach Schweden zu
überführen. Eine noch unbekannte Person bereitet an einem anderen Ort
offensichtlich ein größeres Projekt vor.
Amanda Lund hat unterschätzt, wie stark sie ein früherer Entführungsfall noch
belastet, den sie vor einigen Jahren gemeinsam mit ihrem Kollegen Bill im
Kosovo zu verhandeln hatte. Ihr sicherer Instinkt für das Land führt sie
jedoch schließlich auf die entscheidende Spur im Fall Jönsson. Auch wenn in
diesem Fall Amandas Lösung für die Kinderbetreuung während ihres Einsatzes im
Kosovo noch in letzter Minute übers Knie gebrochen werden muss, bin ich
optimistisch, dass es weitere Fälle mit der schwedischen Unterhändlerin geben
wird.
Fazit
Anna Tells zweiter Fall für Amanda Lund überzeugt mit einer glaubwürdigen
Unterhändlerin, die im entscheidenden Moment kühl und routiniert agiert. Drei
aufeinander zulaufende Handlungsfäden halten die Spannung konstant hoch. Als
Leser ahnt man zunächst vage einen Zusammenhang, tappt jedoch lange im Dunkeln,
was die handelnden Parteien miteinander verbinden könnte.
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 24. Oktober 2019 2019-10-24 21:58:23