Das Attentat auf Adolf Hitler jährt sich am 20. Juli 2019 zum 75. mal. Auch
wenn es sein Ziel verfehlte, es ist und bleibt eines der markanten Ereignisse
der Geschichte des Nationalsozialismus. Aus diesem Anlass erscheint auch das
vorliegende Buch, dessen Herausgeber Magnus Pahl und Armin Wagner mit der
Ausstellung im Militärhistorischen Museum an vorderster Linie mitgearbeitet
haben. Mit Winfried Heinemann und Linda von Keyserlingk-Rehbein haben zwei
weitere Autoren zum Gelingen des Werks beigetragen, das zugleich als
Begleitschrift zur Ausstellung dient.
Inhaltlich setzen sich die Autoren mit verschiedenen Aspekten rund um den 20.
Juli 1944 auseinander. Heute unstrittig ein Gedenktag für eine besonders mutige
Tat, beschreibt Armin Wagner im ersten Abschnitt den eher mühseligen Weg der
historischen und ethisch-moralischen Aufarbeitung, bis der 20. Juli zu dem
wurde, was er heute ist. Magnus Pahl greift die näheren Umstände des Attentats
noch einmal detailliert auf und beantwortet, warum besondere Umstände das
Attentat im Kern scheitern ließ und dies nichts mit dilettantischem Vorgehen zu
tun hatte.
Der Widerstand gegen das NS-Regime, mit Adolf Hitler als Partei- und
Staatsführer an der Spitze hatte sich früh formiert. Linda von
Keyserlingk-Rehbein zeichnet ein Bild über das vorhandene Netzwerk und stellt
dies in seinen wesentlichen Punkten präzise dar. Welche Rolle spielte der 20.
Juli als Gedenktag einerseits in der Bundesrepublik Deutschland (hier findet
auch die Sichtweise in der historischen Betrachtung der ehemaligen DDR
Beachtung) und innerhalb der Bundeswehr - welche Rolle spielt das Andenken heute
und wie gestaltete sich der Weg in die Öffentlichkeit? Dieser Frage geht
Winfried Heinemann nach, bevor der grafisch reich ausgestattete Teil zur
Ausstellung vorgestellt wird. In diesem Teil werden auch 14 Personen besonders
präsentiert, die zum engeren Kreis zählten und in unterschiedlichen Positionen
ihren Teil bis zur praktischen Durchführung des Anschlags am 20. Juli 1944
beigetragen haben.
Fazit
Der vorliegende Band fasziniert durch aus mehreren Gründen: es finden sich eine
Fülle neuer, gut recherchierter und begründeter wissenschaftlicher Thesen, die
im Rahmen der Aufarbeitung Niederschlag gefunden haben. Neutral und gut
verständlich kommentiert. Weitere Aspekte werden aufgegriffen und binden den
interessierten Leser: welche ethisch-moralischen Aspekte gab und gibt es, wie
wurden sie nach 1945 gesehen und wie werden sie heute bewertet. Auch hier bleibt
ausreichend Raum für Gedanken, die zum Geschichtsverständnis eines jeden
beitragen.
Zugleich finden die "Akteure" des 20. Juli hinreichen Raum, um sie
persönlich kennenzulernen und zu verstehen, was sie in den Widerstand geführt
hat. Die Gründe sind individuell verschieden und so entsteht, wie durch die
Herangehensweise zur Gestaltung des gesamten Werks, ein ausgezeichnetes
Gesamtbild, das weit über den einzelnen Tag, den 20. Juli 1944, hinausgeht.
Absolute Leseempfehlung!
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
[Profil]
veröffentlicht am 21. Juli 2019 2019-07-21 19:38:45