Wenige Tage vor dem 75. Jahrestag des Anschlags auf Adolf Hitler veröffentlicht
der bebra-Verlag ein aus mehreren Gründen interessantes Buch über die
Biographie dieses denkwürdigen Tages. Wer zwar geschichtsinteressiert ist,
jedoch wenig Zugang zu "schwerer" Geschichtsliteratur findet, wird
überrascht sein: das vorliegende Buch präsentiert das geschichtsträchtigen
Ereignis in Form einer sogenannte "Graphic Novel". Es bedient sich
demzufolge zweier "Anleihen": zum einen bedient es sich grafischer
Elemente, vergleichbar mit Comic-Serien und zudem bedient es sich
romanähnlicher Schilderungen.
Ungewöhnlich ist nicht nur die Aufmachung des vorliegenden Buches. Auch wer zu
Beginn ein Inhaltsverzeichnis sucht, wird erstaunt sein. Es gibt keines! Der
Untertitel des Buches weist den Weg: es handelt sich um die Biographie eines
Tages. Umrandet wird diese Tagesbiografie von einem Prolog, der in sehr kurzer
Form über die Entwicklungen seit 1943 informiert und einem abschließenden Teil
(Epilog), in dem (ebenso knapp) auf die Nachwehen und die Bedeutung des 20. Juli
1944 hingewiesen wird.
Inhaltlich beschäftigt sich der Autor Niels Schröder ausschließlich mit dem
Tag des Attentats: dem 20. Juli 1944. Die maßgeblichen Personen und Abläufe
werden genannt und grafisch aufbereitet. Wie in Graphic Novels üblich, finden
sich Dialoge der handelnde Personen, namentlich genannt und somit für den Leser
stets nachvollziehbar. Immer wieder ergänzen kurze, inhaltlich klare und
zutreffende Hinweise des Autoren die Dialoge und das Geschehen. Der Leser wird
somit gewissermaßen Zeuge eines historisch bedeutsamen Tages und der
zugehörigen Ereignisse.
Fazit
Kann eine Graphic Novel ein solch folgenschweres geschichtliches Ereignis
gebührend und in würdiger Form aufgreifen und darstellen? Ich antworte auf
diese Frage mit einem eindeutigen: JA!
Historisch weist das vorliegende Buch in Bezug auf die rekonstruierbaren
Abläufe keine Fehler auf. Inhaltlich knapp und präzise werden die wesentlichen
Ereignisse dem Leser offeriert. Sicherlich auf das Wesentliche reduziert. Genau
dies ist aber der Ansatz und das Ziel des vorliegenden Werks. Es soll keine
wissenschaftliche Darstellung sein, sondern es soll in Form zeitgerechter
Aufmachung, vielleicht auch neue, Adressatenkreise ansprechen und an das Thema
heranführen.
Wer sich aufgrund seines erweckten Interesses motiviert tiefergreifend mit dem
20. Juli 1944 beschäftigen möchte, findet gute Literaturhinweise am Ende des
Buches und wird gerade jetzt mit einigen Neuerscheinungen ohne Probleme fündig.
Somit kann dem Autoren und dem herausgebenden Verlag vor allem ein Wunsch mit
auf den Weg gegeben werden: dies Buch verdient eine breitgestreute Leserschaft!
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
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veröffentlicht am 25. Juli 2019 2019-07-25 07:41:11