Was Tintenklekse über das Innere eines Menschen aussagen können
"Beim Rorschachtest kommen lediglich zehnt Tintenklekse zum Einsatz, die
ursprünglich von Hermann Rorschach gefertigt… wurden. Unabhängig davon, was
diese Bilder sonst noch sein mögen, sind es wohl die zehn am häufigsten
Interpretierten und analysierten Abbildungen des 20. Jahrhunderts".
Aber wie kam es zu deren Entwicklung? Wofür sind die eigentlich gut? Macht das
Sinn oder ist das reine Wahrsagerei, Illusion oder, neutraler formuliert,
"Kaffeesatzleserei", wie Searls ebenfalls als einen der Aspekte des
Tests im Buch differenziert bedenkt? Wer genau war Hermann Rorschach und aus
welchen Gründen hat dieser überhaupt eine solch eher abwegig scheinende Idee
in die Betrachtung menschlicher Persönlichkeiten mit einfließen lassen?
Alles Fragen, die im Buch eine Rolle spielen und die in der umfassenden
Darstellung im Buch mit Antworten versehen werden. Die zum einen die Biographie
des Erfinders nachvollzieht und zum anderen die Biographie des Testes selbst zum
Thema hat. Wozu auch gehört, das lange Zeit ein gewisses Mysterium um den Test
entstanden ist. Denn um die Methode nicht zu "infiltrieren", ist es
die Regel, die Abbildungen nicht frei zu veröffentlichen, sondern erst in der
therapeutischen Arbeit Patienten vorzulegen (damit nicht im Vorfeld bereits
wilde Assoziation mit den "Klecksen" verbunden werden).
"Selbst in wissenschaftlichen Aufsätzen… werden die Kleckse
normalerweise nur umrisshaft, verschwommen oder verändert dargestellt, um
einzelne Aspekte der Bilder sichtbar zu machen, aber nicht alles".
Seit einiger Zeit allerdings, seit die Bilder nicht mehr urheberrechtlich
geschützt sind, können interessierte Leser die Original-Abbildungen durchaus
frei im Internet finden und betrachten. Klar ist und bleibt aber: Die
regelgerechte Durchführung des Testes, die Art und Größe der verwendeten
Abbildungen, all dies ist kein "nettes" Gesellschaftsspiel, sondern,
das wird nach der Lektüre eindeutig klar, eine durchaus fundierte und sorgsam
anzuwendende psychologische Methode und Hilfe zur Psychotherapie und hier vor
allem zur psychologischen Beurteilung von Menschen.
Mit der einfachen Aufforderung je verbunden, nur mitzuteilen, was der einzelne
Proband genau sieht. Wie sich an dem ein oder anderen Praxisbeispiel im Werk
deutlich nachvollziehen lässt, ist es gerade dieser Test, der bedeutsame
Einblicke ermöglicht. Warum das so ist und wie das funktioniert, wie das
"erfunden", verfeinert und erforscht wurde, all dies lässt sich in
dieser gehaltvollen Lektüre sehr verständlich und flüssig geschrieben
nachvollziehen.
Fazit
Eine hochinteressante Lektüre, gerade weil Searls sein Thema umfassend und
strukturiert behandelt und damit dem Leser sachlichen und fundierten Einblick in
diesen Test ermöglicht, um den sich viele Mythen und Interpretationen ranken.
Was einen anderen Blick am Ende ermöglicht, wenn die Codes zur Auswertung, das
Typische oder Ungewöhnliche, das Berechnen von Formeln am Ende zu einer, nicht
selten, überraschenden Aussagekraft über die inneren Vorgänge in einem
Menschen kulminieren.
"Der Rorschachtest hatte…..auf jeden Fall dazu gebracht, eine Seite von
sich zu offenbaren, die er sonst nicht sichtbar werden ließ".
Eine sehr empfehlenswerte Lektüre.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 21. Juni 2019 2019-06-21 14:25:07