Oder nicht?
Kazuhisa Fugase ist eine "Randerscheinung". Immer schon gewesen. Auch
wenn bei ihm gilt: "Stille Wasser sind tief", in der arbeitsam
ausgerichteten und auf gute Posten hoffende japanischen Gesellschaft gerade was
die jungen Leute angeht, hat er wohl von seiner Art her auf den ersten Blick zu
wenig zu bieten, um im Mittelpunkt irgendeiner Aufmerksamkeit zu stehen. Da ist
es für ihn umso wichtiger, dass zwei Dinge sein Leben stark bestimmen. Zum
einen seine Freundschaft zu Hirosawa. Die er, wie er meint, zum einen nicht
verdient hat, und zum anderen wird er feststellen, dass diese besondere Art
seines Freundes auf den ersten Blick täuscht. Da ist kein gutmütiger und dabei
etwas tumber großer junger Mann, sondern da wird er im Lauf seiner Recherchen
nach dem Unfall an diesem gemeinsamen Wochenende mit vier Freunden auf
erstaunliche Charakterzüge treffen.
"Yoshika Hirosawa war kein oberflächlicher und leerer Mensch"!
Zum anderen ist Fugase so etwas wie ein japanischer Hobby-Barrista.
Kaffeesorten, Brühverfahren, Verfeinerung mit diversen Geschmacksrichtungen an
Honig, Stammgast im "Clover", einem wunderbaren kleinen Café eines
Kaffee-Verrückten Wirts. Jener Ort, an dem er die bezaubernde Verkäuferin aus
der Bäckerei gegenüber kennenlernen konnte. Hinter der ebenfalls viel mehr
stecken wird, als Fugase lange Zeit meint. Denn da ist auch dieser Brief:
"Fugase ist ein Mörder". Den just diese Freundin erhält und damit
Erinnerungen an das Wochenende vor drei Jahren wachrüttelt und Zweifel in
Fugase entfacht. War es ein Unfall, der Hirosawa das Leben gekostet hat? War es
Neid und Eifersucht eines der anderen Beteiligten?
Die Lösung wird am Ende den Leser und Figase überaus überraschen, aber bis
dahin darf man sich in Wuhre der feinen Sprache, dem ruhigen Ton und der
ständig sich steigernden Tiefe der Erforschung der Protagonisten zuwenden, die
Minato allesamt bestens erzählt auf die Seiten des Buches bannt. Wie da ein
einzelner Mensch in alle Facetten betrachtet wird, aus den Augen seines Umfeldes
und den Erinnerungen jener, die mit ihm Zeit verbrachten, das ist intensiv zu
lesen.
Ebenso, wie die Trauer Fugases mehr und mehr fast körperlich fühlbar in den
Raum tritt und die Themen der Ziele im Leben, wahrer Freundschaft, der Liebe und
einer Haltung dem Leben und den Mitmenschen gegenüber, die wahrhaft edel zu
nennen ist, sich eindrucksvoll vor den Augen des Lesers entfaltet. Begleitet
natürlich von der durchgehend spannenden Frage, wer denn jene Briefe verfasst
hat, was wirklich in jener Nacht im Landhaus geschah und wie Fugase indirekt an
allem zentral beteiligt sein wird, auch wenn er vordergründig nie im
Mittelpunkt steht.
Fazit
Eine empfehlenswerte Lektüre.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 24. Mai 2019 2019-05-24 13:01:26