Ein Lehrstück über Selbstvernichtung durch Gier
Es ist nicht immer und durchgehend einfach, selbst als Leser, vor weniger für
die Protagonisten des Science-Fiction Thrillers, genau auseinander zu halten, in
welcher Zeit, in welchem "IVF" und mit welchen Auswirkungen jene
Behörde unterwegs ist, für die Shannon Moss ihre Ermittlungen durchführt.
Eine Frau, die zu den Pionieren der Reisen in "Tiefenraum" und
"Tiefenzeit" gehörte. Eine Agentin, die im Anblick des
"Terminus" (das Ende der Menschheit in vielfachen Linien der
möglichen Zukunft) sich selbst vielfach begegnet ist. Sogenannte
"Echos", der eigenen Person in einer quantentechnisch möglichen, aber
natürlich nicht eindimensional gesicherten Zukunft zu begegnen. Und dabei eines
ihrer beiden Beine schon jung verloren hat.
"Wir kennen weder den Grund noch den Sinn. Vielleicht gibt es keinen
Sinn" - "Aber das hier ist doch bloß eine Version der Zukunft. Nur
eine von unendlich vielen Möglichkeiten".
Und doch scheint in allen Varianten der Zukunft das Ende der Menschheit, die
Vernichtung des Geistes, unwiderruflich zu kommen. Und gar näher zu kommen,
immer weniger Zeit bleibt nach vorne hin, von einer Reise in eine mögliche
Zukunft zur nächsten Reise.
"Jeder von uns besuchte Zeitverlauf endet mit dem Terminus. Und er kommt
näher".
Rasant scheint die Behörde alles dafür zu tun, Auswege zu finden. Doch ist das
wirklich so? Wie kommt es denn, dass zunehmend in den Zukunftslinien Geräte und
Möglichkeiten auftauchen, die sich nicht natürlich technisch generiert haben
können? Wie kommt es, dass plötzlich Spuren eines Erkundungsschiffes
auftauchen, dass als völlig verloren galt? Samt einiger Besatzungsmitglieder
von damals, die gar nicht in der "Terra Firma", der feststehenden
Zeitlinie der Gegenwart in der "Realität" des hier und jetzt
existieren dürften? Und von denen einer der damaligen "Reisenden"
brutal mitsamt seiner gesamten Familie hingerichtet wird? Samt nun Schlag auf
Schlag stattfindender Todesfälle, die alle in irgendeiner Form mit der Mission
zusammenzuhängen scheinen.
Bis dahin, dass Moss erkennen wird und muss, dass selbst Ereignisse ihrer
eigenen Jugend mit all dem zusammenhängen und zudem mehr und mehr irre an sich
selbst wird, wer genau sie eigentlich ist, was sich an ihr verändert, mit ihr
geschehen sein mag in den vielfachen "Fahrten in die Zukunft", die sie
dienstlich durchführte. Um zu ermitteln, natürlich vorrangig. Denn was könnte
besser geeignet sein zur Aufklärung von Verbrechen, als in der Zukunft 20, 30
Jahre später nachzuschauen, ob sich bis dahin wichtige Erkenntnisse über Tat
und Täter ergeben haben.
Diese Sequenzen über Shannon Moss, über ihre Jugend, das Verhältnis zu ihrer
Mutter und vielfache andere Informationen stehen zwar ziemlich Breit und
ausführlich in Teilen des Romans, die Neigung wächst im Lauf der Lektüre,
hier auch mal zu überblättern, aber andererseits sind in all dem auch immer
wieder nützliche Informationen enthalten, die Schritt für Schritt erst das
gesamte Bild all dessen ergeben, was an Verbrechen und Bedrohung der Menschheit
mehr und mehr drängend im Raume steht.
Zudem nehmen die Ereignisse im Lauf der Geschichte durchaus Fahrt auf, Spannung
und Tempo sind im zweiten Teil des Werkes gut gesetzt. Dies in Verbindung mit
den technischen Möglichkeiten und Erläuterungen, mit den Zielen der
"Lösung des Geistes vom Körper", die manche Wissenschaftler im Buch
versuchen, zu finden, bieten eine informative, am Ende in den Grundzügen gar
nicht unrealistische Lektüre, wie man sich täuschen kann, wie feste
Überzeugungen in die Irre führen können und wie die Gier mancher Beteiligter
das ganze Unglück erst heraufbeschwören.
Fazit
Eine empfehlenswerte Lektüre trotz einiger Längen.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 24. April 2019 2019-04-24 15:21:36