Wenn das Äußerste in (ehemals) engen Beziehungen geschieht
"Und so versuche ich, wie bei einem Bild, auf das man schaut, die
schwierigen Familienmuster sichtbar zu machen, um die Grundlinien der
Verwerfungen zu sehen".
Denn ein "Kontaktabbruch" untereinander, dass ist, zum Glück, nicht
die Regel. Nimmt aber als Erscheinungsform von persönlichen Konsequenzen zu und
ist für die Beteiligten nur schwer, wenn überhaupt, zu verkraften. Wozu auch
beiträgt, dass in den meisten Fällen die Ursachen für eine solch zerstörende
Entwicklung kaum klargesehen werden und noch Jahre bis Jahrzehnte danach ein
Leiden versehen mit vielen Fragezeichen im Raum steht. Kann man im Normalfall
noch heftige Trennungen ehemals liebender Paare vielleicht allgemein
nachvollziehen und verstehen, dass dort endgültig die gegenseitigen
Kommunikationsmöglichkeiten zerbrechen, so sieht das zwischen Geschwistern,
zwischen Eltern und Kindern, Kindern und Eltern oder in anderen engen
Beziehungskonstellationen oft anders aus.
In diesem Werk geht Haarmann vor allem der Eltern-Kind-Beziehung und dies mit
einem Schwerpunkt aus der Sicht der "Söhne und Töchter" nach. Mit
Empathie, Ruhe und Sorgfalt nach. Dabei kann ein Buch natürlich nicht die
Vielzahl konkreter Einzelfälle bearbeiten, jedes Schicksal und jede
persönliche Konstellation hat ja ihre Eigenheiten, wohl aber generelle
Grundströmungen aufzeigen und dem Leser Beziehungsmuster vor Augen stellen, mit
Hilfe derer er oder sie durchaus "Abbrüchen" im eigenen Leben oder im
Umfeld auf die Spur kommen kann. Bis hin zu jenen "Sonderformen" von
"On-Off-Beziehungen", die ebenfalls stark verunsichern, Wunden
zurücklassen, auch wenn sie nicht so endgültig wirken, wie in den klassischen
"Trennungen" in Familien.
Wobei, auch das legt Haarmann dar, einfach ist das nicht. Weder einen
"Abbruch" zu verarbeiten, noch einen "Neuanfang"
herzustellen, so gewünscht. Es braucht, wie die Autorin ausführt, viel
Bewegung, deren Kernimpuls Haarmann in schwierigen Eltern-Kind-Beziehungen auf
die Seite der Eltern verlegt. Was für Betroffene unter Umständen nicht einfach
zu lesen sein wird, was aber einer erkennbaren Beziehungslogik folgt. Denn,
sollten "abbaubare Hürden" im Raum stehen, könnten diese am ehesten
auf Elternseite angegangen werden. Denn Eltern sind es, die nach der Geburt von
Kindern ja über längere Zeit alleine und von sich aus die Rahmungen für
Beziehungen und Bindungen zu und in ihren Kindern setzen.
"Es liegt in der Natur der Generationenabfolge, dass Eltern vorangehen, die
Richtung angeben und die Atmosphäre in der Familie prägen".
Fazit
In diesen Hinsichten ist das Buch für betroffene Eltern dann sicherlich auch
eine Herausforderung, nicht leicht zu lesen und bedarf auf jeden Fall der
Bereitschaft, sich "sich selbst" innerlich zu stellen. Ein Prozess
aber, der sich gerade in solch dramatisch verfahrenen Situationen wie der
Trennung von Kindern von ihren Eltern überaus lohnt. Und sei es, für den
eigenen Seelenfrieden im Gefolge von Selbsterkenntnis.
Eine emotional nicht einfache Lektüre für emotional überaus belastende
Situationen, die in guter und vielfacher Weise in der Alge ist, "Licht ins
Dunkle" zu bringen und, im besten Fall, einander gegenüber wieder
sprachfähig zu machen. Und das ist das zentrale Element, denn
"Sprachlosigkeit" und "Schweigen", wenn Worte gefordert
gewesen wären, sind die Hauptursachen für solche Abbrüche von Kinderseite
aus.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 10. April 2019 2019-04-10 15:00:54