Hohe Erwartungen hatte ich, als ich das vorliegende Werk las. Ich kam allerdings
nicht aufgrund der Vorliebe zur Science-Fiction-Literatur an das Thema, sondern
las dieses Buch aufgrund der Ereignisse in Tschernobyl. Dort gibt es - rund um
das Kernkraftwerk - auch eine 30-Kilometer-Zone, an die ich mich erinnert
fühlte.
Zum Inhalt:
Auf der Erde sind an mehreren Stellen kosmische Besucher gelandet und haben dort
verseuchte Zonen hinterlassen. Wer diese Besucher sind, bleibt offen.
Wissenschaftler machen sich nun daran, die Hinterlassenschaften, bestimmte
Gegenstände der Besucher, zu erforschen. Protagonist der Handlung, die sich
über 15 Jahre hinzieht, ist der zunächst 23-jährige Roderick Schuchart. Er
entwickelt sich im Laufe des Romans zum "Stalker" (Stalk: sich
heranschleichen), um in der Zone geheimnisvolle Gegenstände zu suchen und zu
verkaufen - "Schatzsucher" im Sinne der amerikanischen
"Goldgräber". Bei einem seiner Besuche in der Zone stirbt sein Freund
und Vorgesetzer. Jahre später - zwischenzeitlich wurde Schuchart wegen
Schmuggel von Gegenständen in Haft genommen - versucht er mit Hilfe des Sohnes
des Auftraggebers, die "goldene Kugel" in der Zone zu finden. Sie
erfüllt jeden Wunsch. Um diese Kugel zu erhalten, opfert Schuchart den Jungen,
doch ob die Kugel Schuchart seinen Wunsch erfüllt, bleibt offen.
Gut fand ich, dass das Werk nicht die "guten" Menschen und die
"bösen" Außerirdischen gegeneinanderstellt - etwa im Sinne des
Science-Fiction-Klassikers: "Krieg der Welten" von
H. G. Wells. Ziele und Absichten der
außerirdischen Besucher, für die der Besuch auf der unbekannten Erde offenbar
nur ein "Picknick am Wegesrand" - so der Titel des Buches - darstellt,
bleibt offen. Allerdings fehlt für mich eine erkennbare Konzeption des Romans.
Ziel des Buches ist es offenbar, zu zeigen, dass Zivilisationen nebeneinanderher
existieren können ohne sich gegenseitig anzugreifen und zu zerstören (auch
wenn die Zonen im engeren Sinne natürlich zerstörte Zonen darstellen) und gute
Science-Fiction eben mehr ist als die Schilderung von Kampfszenen, Tod und
Untergang. Gut kommt auch der Egoismus der Gesellschaft, für mich hervorragend
verkörpert in Roderick Schubart, zum Ausdruck.
Aber kann dies denn alles sein? Warum bricht das Werk am Ende ab? Warum wird das
Geheimnis der kosmischen Besucher nicht gelüftet? Was sollen die märchenhaften
Elemente (Sinnbild: Kugel) in einer ansonsten sehr realistischen Erzählung?
Fazit: Die Autoren hatten eine gute Idee - und dann wußten sie nicht mehr
weiter. Dies ist - vielleicht bedingt durch das offene Ende (und ich mag keine
Geschichten mit nicht geklärten Handlungsbezügen und offenem Ende) mein
Eindruck. Im übrigen halte ich das Buch für zu philosophisch-überfrachtet und
sehr schwer lesbar. Ohne den Film "Stalker" von Tarkowskij (der meines
Erachtens das Buch wirklich übertrifft) hätte ich Teile der Handlung nicht
verstanden.
Fazit
Das Buch ist nicht schlecht, aber die Erwartungen, die ich an einen der
"herausragendsten Science-Fiction"-Bücher der Literatur (so
Stanislaw Lem in seinem
hervorragenden Nachwort) hatte, wurden aus obigen Gründen für mich nicht
erfüllt.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
[Profil]
veröffentlicht am 04. Mai 2004 2004-05-04 20:38:52