Solide verfasst, aber nicht völlig packend
Ein Held kehrte zurück. Peter Banning, im zweiten Weltkrieg auf den Philippinen
einer, der aus Gefangenschaft entkommen und sich den Partisanen gegen Japan
angeschlossen hatte und für seine Kameraden und sein Land alles gegeben hatte.
Mit Verwundungen, die er jetzt noch spürt. Und der nun, 1946, wohl gedacht
hatte, sich der Familientradition zu ergeben die "Flausen" eines
freien Lebens irgendwo aufgegeben hat und, wie sei Vater, Baumwolle in der Nähe
von Memphis anbaut. Bis jener Peter Banning eines morgens, nach dem
obligatorischen Frühstück mit seiner Schwester, sich aufmacht und zur Kirche
fährt. Den methodistischen Pfarrer der Stadt aufsuchend und diesen, ohne
weitere Kommentare, erschießt.
Ein Rätsel für jeden, auch für den Leser zunächst, außer, dass man
vielleicht eine gewisse Ahnung bekommt, wenn deutlich wird, wo sich Bannings
geliebte Ehefrau aktuell aufhält. Warum diese aber an jenem Ort ist, was das
mit dem Mord zu tun haben könnte und wie das eine mit dem anderen
zusammenhängt, davon gibt es höchstens Ahnung über lange Zeit der Lektüre
hinweg, die am Ende durchaus täuschen können, wenn die ganze Wahrheit ans
Licht kommen wird. Eine bittere Wahrheit, den vieles von dem, was nach dem Mord
passiert, hätte nicht passieren müssen. Wenn Menschen mutig genug gewesen
wären, ihre Geheimnisse und "die Wahrheit" zur rechten Zeit
auszusprechen.
Der Prozess, der folgt, die Frustration der Verteidigung über den eigenen
Klienten, der verzweifelte Versuch des Gouverneurs, zu retten, was zu retten
wäre, die Sturheit Bannings, für die der Leser den auslösenden Grund erst
später erfahren wird, all das ist in diesem Werk allerdings in einem Stil von
Grisham vorgelegt, der eher dokumentarisch denn romanhaft wirkt. Was auch die
intensive Schilderung jener Kriegsjahre und Kämpfe betrifft, in denen Grisham
in einem zweiten Erzählfaden Rückschau hält und die Persönlichkeit seines
Peter Banning breit und tief beleuchtet, bis der Leser kaum mehr anders kann,
als menschlich ganz auf der Seite des Helden zu stehen, auch wenn der Mord nicht
hineinpassen will in diese Persönlichkeit und, je weiter die Lektüre
fortschreitet, ein verwirrendes Bild ergibt.
Emotional dicht wird es, das auf jeden Fall. Im Ergehen des Mörders, im
Gefangenenlager, im Dschungel, im Kampf, im Verlust. Wobei dieses Mal der Faktor
der Spannung weitgehend ausfällt, sondern Grisham am Ende ein Portrait eines
"gefallenen Helden" (besser "gefällten" Helden) umfassend
vor Augen stellt und die Verzweiflung, die Verluste der Familie mit in den
Mittelpunkt rückt. Wieweit das alles auf wahren Begebenheiten beruht, dazu
erläutert Grisham am Ende noch einiges. Was aber angesichts des umfassend
dargestellten Zuschlagen des Schicksals im Buch eher nebensächlich daherkommt.
Fazit
Trotz einer langsamen Erzählweise und auch einiger wirklicher Längen liest
sich der Roman flüssig und interessant, durchbricht aber das von Grisham eher
bekannte Schema des Spanungsromans oder Justizthrillers deutlich.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 18. März 2019 2019-03-18 11:53:13